ÜBER UNS - Presseübersicht 2003Leverkusener-Anzeiger, 7.11.2003 Welch große politische und soziologische Auswirkungen das Dritte Reich auch für die seinerzeit noch getrennten Städte Leverkusen und Opladen mit sich brachte, fasste ein einstündiger Vortrag zusammen, den Florian Schneider, Mitglied der Antifaschistischen Aktion Leverkusen, am Mittwochabend im Kulturausbesserungswerk vor rund 50 sehr interessierten, durchweg jungen Zuhörern hielt. Der 25-jährige Politikstudent hatte intensiv im Stadtarchiv und im Internet zum Thema "Leverkusen im Nationalsozialismus" recherchiert und dazu auch das gleichnamige Buch von Eva Wolff genutzt. Zeitzeugen waren leider nicht zugegen. Schneider stellte innerhalb seines einstündigen Referats detailliert die regionalen Besonderheiten der Zeit zwischen 1933 und 1945 dar, wobei er die allgemein bekannten Tatsachen sprachlich und inhaltlich vor allem auf das jugendliche Publikum zuschnitt. Dieses bekam zahlreiche Informationen zum Beispiel über den Wahlkampf 1933, die Konsequenzen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, die Umbenennung von Straßen, die Gleichschaltung von Vereinen und Verbänden oder etwa die Durchforstung örtlicher Büchereien nach nicht nazi-konformer Literatur. Weitere Veranstaltungen Auch die dunkelsten Kapitel deutscher Historie - Arisierung, Judenverfolgung
und Behinderten-Deportationen - wurden nicht ausgespart. Ein weiteres,
für Leverkusen speziell aufzuarbeitendes Thema ist Zwangsarbeit, da in
großen Unternehmen wie IG Farben und Reichsbahnausbesserungswerk eine
Vielzahl gefangener West- und Ostarbeiter beschäftigt waren. Auch der
Brand der Synagoge in der Opladener Altstadtstraße in der Pogromnacht
vom 9. auf den 10. November 1938 ist ein beklagenswertes Datum der Stadtgeschichte.
Im Umfeld des Jahrestages dieses Pogroms werden in den nächsten Tagen
im Kulturausbesserungswerk weitere Gedenk- und Informationsveranstaltungen
stattfinden. Darüber hinaus ist für den 9. November eine antifaschistische
Demonstration in der Opladener Bahnhofstraße geplant.
Leverkusener-Anzeiger, 6.November 2003 Holocaust-Überlebende Das Mädchenorchester, das die SS im Konzentrationslager Auschwitz aufspielen
ließ, war ein "teuflisches" Instrument: Es sollte die Häftlinge auf dem
Weg ins Gas und damit in den Tod beruhigen und täuschen. Eine der Überlebenden
des Terror-Regimes ist Esther Béjarano, die in dem Orchester das Akkordeon
spielte. Nach der Befreiung ging sie nach Palästina, kehrte 1960 nach
Deutschland zurück. Die heute 80-Jährige ist eine gefragte Interpretin
antifaschistischer Lieder und schlägt als Betroffene eine Brücke zwischen
Vergangenheitsbewältigung und zukunftsgerichteter Aufklärung. Am Samstagabend
tritt Esther Béjarano zusammen mit der Gruppe Coincidence im Kulturausbesserungswerk
in der Kolbergerstraße in Opladen auf. Begleitet wird sie von ihren Kindern
Joram und Edna. Joram spielt Cello, Edna Béjarano sang ehemals bei der
Rockgruppe Rattles. Die Spannweite reicht von Klassik über Folklore und
Pop bis zum Jazz. Als ausgebildete Koloratursopranistin singt Esther Béjarano
überwiegend jiddische und hebräische Lieder. Im deutschsprachigen Bereich
interpretiert sie Lieder von Brecht, Eisler und Tucholsky. Coincidene
mit Esther & Edna Béjarano: Samstag, 8. November, 20 Uhr im Kulturausbesserungswerk
Opladen.
Leverkusener Anzeiger, 6.November 2003 In der Nacht zu Sonntag, 9. November, jährt sich die Reichspogromnacht
zum 65. Mal. Die Antifaschistische Aktion Leverkusen will deutlich machen,
dass auch Leverkusen seinen festen Platz in der Nazi-Diktatur hatte und
auch hier die Synagoge brannte und Menschen verfolgt worden sind. Begleitet
werden die Veranstaltungen von der Ausstellung "Rechts um und ab durch
die Mitte", die ab Sonntag, 9. November, bis Sonntag, 23., mittwochs bis
freitags, 17 bis 19 Uhr, sowie sonntags, 12 bis 17 Uhr, zu sehen ist.
Auf 42 Tafeln werden Entwicklung, Organisation und Struktur der extremen
Rechten in Deutschland dargestellt. Die Ausstellung will helfen, rechte
Tendenzen zu erkennen, und zu einer selbstkritischen Auseinandersetzung
mit den Ursachen und Hintergründen rechtsextremistischer Ideologien beitragen.
Spezielle Öffnungszeiten für Schulklassen bietet das Kulturausbesserungswerk
an. Montag, 10. November, ist eine Diskussionsveranstaltung zum Thema
"Neonazis auf dem Vormarsch?" geplant. Dazu ist ein Mitarbeiter des "Antirassistischen
Bildungsforums Rheinland" eingeladen, der zunächst ab 20 Uhr einen Diavortrag
im Kulturausbesserungswerk, Kolberger Straße 95a, zeigen wird.
Leverkusener-Anzeiger, 9.Oktober 2003 Wird im Forum ein "verschütteter" Raum demnächst wieder "ausgegraben"
und für Rock-Veranstaltungen genutzt? Dies könnten eines der möglichen
Ergebnisse des Hearings sein, das die Arbeitsgemeinschaft Rockmusik (Aro)
Leverkusen im Jugendzentrum Bunker an der Dr.-August-Blank-Straße in Wiesdorf
ausgerichtet hat. Rund 50 Vertreter aus Politik, freier Musikszene und
Stadtverwaltung hatten sich auf Einladung von Aro-Sprecher Reiner Hilken
zusammengefunden, um die Probleme der durchaus lebendigen Leverkusener
Szene zu diskutieren.
Leverkusener-Anzeiger, 17.09.2003 Noch nie von dem bedeutenden Schriftsteller Wladimir Erk gehört? Nein?
Dann wird es höchste Zeit, denn nichts Genaues weiß man von diesem Theatermann
nicht. Am Ende hat er gar nicht gelebt? Nur soviel: Das Ensemble aus Schauspielern,
Tänzern, Kabarettisten, das im Opladener Kulturausbesserungswerk seine
Heimstatt gefunden hat, hat sich in Anspielung an die Wirkungsstätte den
Namen eines virtuellen Autors gegeben: Als "W.-erk-theater" wird die Gruppe
um Regisseurin Petra Clemens heute Mittwoch, 17. September, um 20 Uhr
im Bistro der ehemaligen Industriehalle die szenische Lesung von Horrorgeschichten
und -gedichten wiederholen, die bereits während der Lev-liest-Woche für
wohligen Grusel gesorgt hatte. Neueste biographische Erkenntnisse aus
dem Leben Wladimir Erks bekannt gegeben. In unterschiedlichen Besetzungen
hat das Ensemble die Stücke "Solingen", "Radio noir" und "Schwanensee"
aufgeführt. Einen festen Stamm hat die Gruppe nicht. Sie setzt sich je
nach Bedarf und Interesse aus Mitgliedern des Jungen Theaters Leverkusen
und des Matchboxtheaters zusammen. Und weil die Ironie zu vielen Projekten
gehört, probt die Improvisationsgruppe unter dem Namen "Hüpfratten" -
weils' die "Springmäuse" schon gibt. In Bonn.
Leverkusener-Anzeiger, 23.August 2003 Angekündigt waren schlagende Beweise für die These, dass der Konzern
ein vitales Interesse an Kriegen hatte und hat - am Ende fragte eine Zuhörerin
im Opladener Kulturausbesserungswerk: "Was hat Bayer denn nun davon, wenn
im Kongo Bürgerkrieg ist?" Zuvor hatte Axel Köhler-Schnura, Gründungsmitglied
der "Coordination gegen Bayer- Gefahren", das Handeln des Konzerns im
Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen dargestellt. Der Bayer-Gegner
erwähnte Carl Duisbergs Idee von der Gleichschaltung der deutschen Chemieindustrie
in der IG Farben und wies darauf hin, dass "der Bayer-Konzern die erste
chemische Waffe der Welt entwickelt" habe. Die Rolle des Unternehmens
in beiden Weltkriegen sowie die Produktion des dioxinhaltigen Entlaubungsmittels
Agent Orange, das im Vietnamkrieg versprüht wurde, prangerte Köhler-Schnura
an und behauptete, dass der wichtigste Wirkstoff neuer chemischer Waffen
ein Bayer-Patent sei: Der Phosphorsäureester VX gehört zur Gruppe der
Pflanzenschutzmittel. Daraus und aus der Tatsache, dass Bayer einer der
größten Produzenten von Pflanzenschutzmitteln ist, folgerte Köhler-Schnura:
"Man kann davon ausgehen, dass der Bayer-Konzern Weltmarktführer bei den
chemischen Waffen ist." Ebenso kritisch sah er, dass Bayers Tochterfirma
H.C. Starck einer der größten Abnehmer des Rohstoffs Tantal ist, der hauptsächlich
im Kongo vorkommt. Um billig an den Stoff zu kommen, habe Bayer ein Interesse
am Bürgerkrieg in dem Land. Eine schlüssige Erklärung lieferte Köhler-Schnura
nicht.
Leverkusener-Anzeiger, 22.Juli 2003 Dumme weiße Männer, "stupid white men" hat Autor Michael Moore als Ursache für das Böse in der Welt ausgemacht. Seine Logik ist simpel: Noch nie habe ihm ein schwarzer Autohändler "eine Schrottgurke" angedreht. Noch nie sei er von einem schwarzen Vermieter um die Kaution geprellt worden. Als Kronzeugen des bösen Weißen führt Moore US-Präsident George W. Bush an. Der habe schließlich Wahlen gefälscht, Kriege angezettelt und Menschenrechte verletzt. Die Kölner Journalistin und Künstlerin Gabriele Gillen hat den Sachbuchbestseller für die Bühne aufbereitet. In einer szenischen Lesung mit Musik- und Spracheinspielungen präsentierten Wilfried Schmickler, Klaus Huber, Wolfgang Müller-Schlesinger, Ruth Schiffer, Gisela Oechelhaeuser und Elisabeth Clarke-Hasters Moores Abrechnung mit Amerika und seiner Führung. Gillen hat Moores Enthüllungen mit Parallelen aus Deutschland gespickt. So stellte Gisela Oechelhaeuser in näselnd sächsischem Dialekt fest, dass die Gesetze eines personalisierten Wahlkampfes, bei dem besser aussehende Politiker gewinnt, längst gelten. Geschickt verstanden es die Sprecher mal mit feiner Ironie, mal überheblich dozierend den Zuhörer mit auf die Reise durch das Land der Freiheit zu nehmen, dessen drei reichste Bewohner mehr besitzen als die 60 ärmsten Völker der Welt, in dem die meisten Vergewaltigungen angezeigt werden und die niedrigste Wahlbeteiligung gezählt wird. Einspielungen wie Martin Luthers "I have a dream" entlarvten die Scheinheiligkeit amerikanischen Denkens. Allein die Hitze und die Überlänge der Lesung erschwerten die Konzentration der Zuschauer. Am Ende schwirrten so viele abstruse Zahlen, Statistiken und enttarnte
Seilschaften durch die Köpfe der Zuhörer, dass sich das blanke Entsetzen
in schallendem Gelächter entlud. "Das Lachen ist nun mal die Waffe der
Kabarettistin", sagte Oechelhaeuser. Mit der Aufforderung zum Handeln
wurden die Zuschauer entlassen: "Nutzt eure Macht, wenn ihr etwas besseres
verdient - macht euch nützlich!"
Leverkusener-Anzeiger, 7.Juli 2003 Matthias Ehrle, Bahnwerker des Opladener Ausbesserungswerks, ringt mit der neuen Situation: "Man kann auch dann verlieren, wenn man fünf Millimeter vor dem Ziel steht", sagt der Betriebsrat. Bis vor wenigen Tagen war Ehrle noch im Hungerstreik, um für den Erhalt des Werks und der Arbeitsplätze zu kämpfen. Seit Freitag weiß er: Er nutzte nichts. Ehrle schaut auf seine Bilder, die bis Donnerstag, 17. Juli, im Kulturausbesserungswerk
an der Kolberger Straße 95 a zu sehen sind. Doch während der Eröffnungsmatinee
am Sonntag redet Ehrle nicht wie ein Künstler, der einen Zyklus nun abgeschlossen
hat, um ihn der Öffentlichkeit zu zeigen. Er wartet nicht auf Lob und
Bestätigung. Nichts kann das den Verlust des Arbeitsplatzes wettmachen. "Mir tut das alles in der Seele weh", sagt Ehrles Vater Walter. Der
Senior aus Manfort hat mit dem Sohn demonstriert. "Ich habe vor 34 Jahren
meine damalige Arbeit in Solingen verloren. Ich weiß, wie schwer es ist,
von vorne anfangen zu müssen." Wütend ist Walter Ehrle vor allem auf die
Politiker: "Die fahren nach China und feiern dort in Saus und Braus die
Einweihung einer neuen Bahn. Und hier zieht es den kleinen Mann immer
weiter nach unten." Sein Sohn Matthias ist skeptisch, dass er bei der
Bahn anderweitig unterkommen kann.
Leverkusener-Anzeiger, 28.Juni 2003 Zu einem passenderen Zeitpunkt hätte die Premiere für Albert Ostermaiers
"Radio Noir" im Kulturausbesserungswerk nicht stattfinden können. Erst
am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass der 35 Jahre alte Autor demnächst
mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wird. Am Freitag feierte das Stück,
das die Leverkusenerin Petra Clemens für Anne Schröder in Szene gesetzt
hat, Premiere im Kulturausbesserungswerk. Mal lasziv-verführerisch, mal
trotzig-wütend transportierte die 21 Jahre alte Schauspielerin aus Köln
Ostermaiers morbide Phantasien auf die Bühne.
Leverkusener Anzeiger, 21.Juni 2003 Im Gedenken an den in der Nacht zum 7. Juni unerwartet verstorbenen Leverkusener
Kabarettisten Johannes Boddenberg hatten sich am Donnerstagabend rund
200 Freunde und Künstlerkollegen im Opladener Kulturausbesserungswerk
versammelt, um des Toten in einer Trauerfeier zu gedenken. "Jobo" oder
"Hannes", wie er von den Weggefährten genannt wurde, war nicht nur ein
fester Bestandteil der Leverkusener Kulturszene, sondern auch politisch
in bemerkenswerter Weise aktiv. So war er ein Grüner der ersten Stunde,
gehörte dem Vorstand des Fördervereins Freie Jugendzentren an und organisierte
im Karneval die Kult-Veranstaltung "Leverkusens kleinste Sitzung". Wolfgang
Müller-Schlesinger, Freund und Kabarett-Kollege, würdigte sichtlich bewegt
das Lebenswerk und die Persönlichkeit Johannes Boddenbergs. Ohne falsche,
zur Schau gestellte Betroffenheit und sicherlich im Sinne des Verstorbenen
inszenierten anschließend viele der Trauergäste, unter ihnen die Gruppe
Ars Vitalis, ein kleines Memorial-Programm aus musikalischen Darbietungen
und literarischen Lesungen. Besonders anrührend geriet das Lied "Wir segeln
auf der Bevertalsperre", eine von Johannes Boddenberg eingedeutschte Version
des Welthits "Sailing" von Sutherland Brothers & Quiver. In mehreren Gedenkreden
klang nicht nur Wehmut an, sondern wurde auch an liebenswürdige menschliche
Schwächen Johannes Boddenbergs erinnert. Es mag vielleicht die beste Beschreibung
seines Charakters sein, dass er als Fußball- Schiedsrichter nach heftigen
Protesten der betroffenen Mannschaft auch mal einen bereits verhängten
Freistoß wieder zurück genommen hat.
Leverkusener Anzeiger, 10.Juni 2003 "Der Tod von Johannes Boddenberg reißt nicht nur ein tiefes Loch in
die Herzen der Menschen, die ihn gekannt haben, sondern auch in die politische
und kulturelle Szene der Stadt." So formulierte es Wolfgang Müller-Schlesinger,
als er gestern, Pfingstmontag, den unvorhergesehenen Tod seines Kabarett-
Kollegen bekannt gab. In der Nacht zu Samstag ist Johannes Boddenberg
an Herzversagen im Alter von 48 Jahren gestorben. Er war nicht krank.
Johannes Boddenberg setzte sich nicht nur für Jugendliche, sondern auch
für sozial Benachteiligte ein. Diese Fürsorge war Teil seiner vielen Kabarett-Programme.
Er gehörte dem Vorstand des Fördervereins Freie Jugendzentren an und arbeitete
im Kulturausbesserungswerk mit. Zu Karneval legte er "Leverkusens kleinste
Sitzung" auf. Sie hatte Kultstatus.
Leverkusener-Anzeiger, 14.Mai 2003 Beklemmend, bedrückend und bewegend. Das ist der Eindruck. Die Fensternischen
im Kulturausbesserungswerk, in denen Porträts von Überlebenden aus dem
Ghetto der Stadt Kaunas hängen, wirken wie offene Gefängniszellen. Der
blätternde Putz und das diffuse Licht in der ehemaligen Bahn- Werkshalle
verstärken die Wirkung der Dokumentation: "Sage nie, du gehst den letzten
Weg - der Genozid an den litauischen Juden 1941-44."
Rheinische Post, 3.Mai 2003 OPLADEN. "Kabarett und Tanz in den Mai" - diese zunächst eigenwillig anmutende Kombination hat sich längst bewährt, Die gleichnamige Veranstaltung des Förder- & Trägervereins freie Jugend- und Kulturzentren begeisterte auch bei ihrer siebten Auflage. Bereits zum zweiten Mal konnte sie nun im Kulturausbesserungswerk stattfinden. Exakt 199 Besucher finden dort Platz. "Wir hätten mehr als das Dreifache dessen an Karten verkaufen können", freute sich der Vereinsvorsitzende Uwe Stracke. Hoffnung für die Zukunft Das Heimspiel erspart den ehrenamtlichen Helfern eine Menge Arbeit. Die Ausrüstung muss nicht wie in der Vergangenheit erst zum Veranstaltungsort gebracht und aufgebaut werden. Von der Zukunft versprechen sich Stracke und seine Mitstreiter viel. Sie möchten den Raum im Kulturausbesserungswerk zu einem Veranstaltungssaal mit moderner Technik ausbauen. Dazu sind jedoch Landeszuschüsse dringend erforderlich. Und die kann es erst geben, wenn der Verein einen längerfristigen Mietvertrag bekommt. Die beiden Kabarett-Blöcke zu Beginn der Veranstaltung waren ganz nach dem Geschmack des Publikums. Sie lachten lauthals über die Gruppe "Buschtrommel" aus Münster. Das Trio gab die kauzigen Mitglieder der "Rentner-Armee-Fraktion RAF", die sich den Kampf gegen Politiker auf ihre Fahnen geschrieben hat. Chaos im Kaufhaus Auch Ralf Schmitz vom Bonner Springmaus-Ensemble wagte einen überaus
erfolgreichen Angriff auf die Lachmuskeln der Besucher. Der angehende
TV-Comedian kämpfte sich auf der Bühne wacker und gestenreich durch ein
Kaufhaus kurz vor Ladenschluss. Bereits ein alter Hase in Sachen Fernsehen
ist Wilfried Schmickler, der längst nicht nur Fans der "Mitternachtsspitzen"
ein Begriff ist. Die Moderatoren Johannes Boddenberg und Wolfgang Müller-Schlesinger,
die Lokalmatadoren Michael Meierjohann und Berthold Kastner, Mark Welte,
Robert Grieß, Birgit Pacht von "Mamma Grappa" und das schlagfertige Frauenkabarett-Duo
Ruth Schiffer und Barbara Beckmann komplettierten den Kabarett-Teil des
Abends. Anschließend wurde die Veranstaltung jedoch auch dem zweiten Teil
ihres Namens gerecht. Die 199 Besucher dehnten den Tanz in den Mai bis
in die frühen Morgenstunden aus.
Leverkusener Anzeiger,
3.Mai 2003 (...)
Leverkusener Anzeiger, 3.Mai 2003 "Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an...": Im Rahmen
der Aktion "Lev liest" hatte die Theatergruppe des Kulturausbesserungswerkes
in Zusammenarbeit mit dem Jungen Theater und dem Matchbox Theater den
"düsteren Abend" organisiert. Gegen 20Uhr eröffnete
Anne Schröder mit ihrer Lesung "Der Erlkönig" von
Johann Wolfgang von Goethe die Veranstaltung. Für die richtige Gänsehaut-Stimmung
sorgte vor allem das aufwändige Drumherum. Skelette baumelten von
der Decke. Spinnweben kitzelten, ließen die Haare zu Berge stehen.
Die Beleuchtung war auf ein paar Kerzen reduziert: Schummerbeleuchtung
mit Gruselwirkung.
Leverkusener Anzeiger, 28.April 2003 Im Prinzip ist die Welt von Mark Welte in Ordnung. Nun gut, sie ist nicht besonders organisiert, weitgehend frei von bürgerlichen Zwängen und überhaupt. Aber im Prinzip funktionierts. In einem bemerkenswert subtilen Selbstgespräch verdeutlicht der 1970 in Wiesdorf geborene, mittlerweile nach Köln ausgewanderte Kabarettist und Schauspieler Mark Welte am Freitagabend im intimen Rahmen des Opladener Kulturausbesserungswerks einem zum genauen Hinhören angehaltenen Publikum seine Befindlichkeiten. Zum Schießen komisch und mit intelektuell-forderndem Wortwitz präsentierte er "Weltes Welt", in der scheinbar leicht zu bewältigende Probleme des Alltags einen neuen Dreh bekommen. Bereits im Vorfeld der Stand up-Comedy-Darbietung wurde deutlich, wie wichtig zum erfolgreichen Gelingen eines solchen Abends das konforme Verhalten des Publikums ist. Generell gilt: Während der Vorstellung wird nicht geangelt. Darüber hinaus ist Vertretern sektiererischer Gruppen wie Scientology, Zeugen Jehovas oder CSU grundsätzlich nicht gestattet, im Verlauf der Veranstaltung neue Mitglieder zu werben. Reformatoren wurden gebeten, mit dem Annageln von Thesen bis zur Pause zu warten. Mark Welte scheute sich nicht, neben zentralen Leitgedanken wie "Wo kommt das Chaos in meinem Leben her?Trinke ich zuviel?" auch spezielle Traumata seiner Kindheit zu erörtern, zum Beispiel seine Angst vor Schafen. Umso erfreulicher zu hören, dass ein besonders hartnäckiges Exemplar der ansonsten gutmütigen Tiergattung, das ihn jahrelang extrem quälte, schließlich an seinen eigenen Unzulänglichkeiten scheiterte: es hat Angst vor Thermodrucker-Papier. So einfach lösen sich manchmal Probleme. Intelligente Wortspiele In Weltes Welt einzudringen, ist für jeden Zuhörer ein Erlebnis. Auch
wenn die intelligenten Wortspiele und die Fülle oder der schnelle Ablauf
der Gags dem Auditorium höchste Konzentration abverlangt. Es ist ein Super-Blödsinn
mit teils sehr verquerer Logik. Der 33-jährige Kabarettist, der seine
Texte übrigens - und das ist nicht branchenüblich - alle selbst schreibt
und zudem auch für andere Fernsehschaffende zur Feder greift, hat mit
Sicherheit das Zeug, sich in Bundesliga der deutschen Comedians zu spielen.
Leverkusener Anzeiger, 23.April 2003 Rasende Wut auf "das System" Autonome Gäste im Autonomen Zentrum: Die Projektgruppe "Revolte Springen" brachte Polittheater ins Opladener Kulturausbesserungswerk. Das das Poster "Macht macht kaputt", das man dem paranoiden Despoten
kurz nach seiner Kriegserklärung hinterrücks montiert hatte, schon Sekunden
später wieder abfiel, hätte dessen Aalglätte symbolisieren können. Vielleicht
war´s aber auch nur schlechter Kleber. Auch das wäre symbolisch gewesen.
"Revolte Springen" sieht sicht als Projekt von Leuten, die Musik und Theater
machen, als einen Haufen von individualistischen Chaoten, der sich in
der außerparlamentarischen Linken zu Hause fühlt. Ihre oft ratlose Wut
gegen alles mögliche, vor allem aber "Das System" artikulieren sie jetzt
in einem Musiktheater-Suspektakel.
Leverkusener-Anzeiger, 5.April 2003 "Eiphnh" steht auf dem obersten Zettel des Stapels, der vor dem Vorsitzenden
des Ausländerbeirats Jannis Goudoulakis liegt. Das ist griechisch und
bedeutet Frieden. In über hundert verschiedenen Sprachen soll das Wort
am Gründonnerstag, 17. April, auf unzähligen bunten Betttüchern die Fassade
des Leverkusener Rathauses schmücken. Gleich mit seiner ersten Aktion
"Leverkusener zeigen Flagge für den Frieden" will der frisch gegründete
Friedenskreis so für überregionales Aufsehen sorgen. Noch ist der genaue
Ablauf nicht in trockenen Tüchern, aber der Wille stark, gemeinsam ein
Signal zu setzen, das über die Parteigrenzen hinaus geht.
Leverkusener-Anzeiger, 17.März 2003 Mit gezielten Aktionen möchten Vertreter verschiedener Organisationen
die Leverkusener gegen den Irak-Krieg mobil machen. Dass er kaum noch
aufzuhalten sei, darin war sich das Dutzend Teilnehmer am Sonntagmorgen
im "Treibhaus", dem Leverkusener Büro von Bündnis 90 / Die Grünen, einig.
Für die Diskussionsteilnehmer, die dem Aufruf der Bündnisgrünen gefolgt
waren, sich mit der Frage auseinander zu setzen: "Was tun in Leverkusen
angesichts des drohenden Irakkrieges?" stand somit vor allem eines im
Vordergrund: Wie kann man in der kurzen Zeit Kräfte bündeln und Aktionen
in Bewegung setzen? Lesung und Lichterkette Bei den Mitgliedern des Anti-Kriegs-Bündnisses, der Deutsch-Tunesischen
Vereinigung und den Grünen traf das auf volle Zustimmung. "Außerdem müssen
wir als Leverkusener gemeinsam zeigen, dass wir gegen den Krieg sind",
erklärte Georg Müller, Vorsitzendender der Leverkusener Bündnisgrünen.
So sei neben Demonstrationen, einer Klagemauer, Lesungen und Lichterketten
auch eine Anzeigenkampagne geplant, um die Bürger zu erreichen.
Leverkusener Anzeiger, 27.Februar 2003 Herr Präsident, die Stimmzettel! Gibt es Demokratie im Karneval? Gibt es. Und zwar im Kulturausbesserungswerk, auf der kleinsten Sitzung Leverkusens. Entscheiden sollten die Zuschauer. Per Volksentscheid in der Pause. "Das ist die einzige Sitzung, auf der der Präsident direkt vm Volk gewählt wird", eröffnete der Kabarettist Johannes Boddenberg den Abend. Sein sicher geglaubtes Pöstchen als Leiter wollte ihm vorher der Kollgege Wolfgang Müller stritig machen. Die 99 Zuschauer erlebten einen Abend voller Spott über alle großen Themen, die die Leverkusener in den letzten Monaten beschäftigt haben: vom Ausbesserungswerk bis zu den Zahlenspielen der Leverkusener CDU. Feinsinniges und allerfeinsten Klamauk boten neben vielen anderen Klaus Huber, Michael Meierjohann, Jörg Fabrizius, nd berthold Kastner. Sichtlich erleichtert gab Johannes Boddenberg das Ergebnis des Volksentscheides über seine Zukunft als Präsidetn nach der Pause bekannt: Das Publikum bestätigte ihn sehr knapp mit 50Prozent aller abgegebenen Stimmen. (rar)
Coolibri, März 2003 Im Winter 2001 startete in Leverkusen ein ehrgeiziges
Projekt. In ein verfallendes Haus mit angrenzender Halle auf dem Bahngelände
in Opladen zogen verschiedene Gruppen ein und renovieren dieses noch immer
auf eigene Faust. Ziel der Aktiven ist es, die Räumlichkeit als selbstverwaltetes
Kulturzentrum zu nutzen und damit einen Raum zu schaffen für unkommerzielle
Konzerte, Theater, Kabarett, Partys und Lesungen. Auch Gruppen, denen
in Zeiten der Neuen Mitte kein Platz zugestanden wird, soll das Zentrum
eine Plattform bieten. So sind neben den Künstlern Antirassismus- und
Flüchtlingsgruppen ein selbstverständlicher Teil dieses Hauses. Das mit
üblichen Konventionen gebrochen werden sollte, drückt auch schon der etwas
stelzige Name aus: Kulturausbesserungswerk.
Anfang Dezember letzten Jahres
flatterte dem Förder-und Trägerverein des Hauses jedoch eine Verfügung
des Bauamtes in den Briefkasten, es dürfen keine Veranstaltungen mehr
stattfinden, so hieß es. Ein schwerer Schock. Das Kulturausbesserungswerk
habe keinen Bauantrag gestellt und sei damit illegal, argumentierte das
Bauamt. Die Stadt Leverkusen, konterte das Autonome Zentrum, habe in allen
Vorgesprächen ihre Zuständigkeit verneint. Deswegen wurde kein Bauantrag
gestellt. Der Mietvertrag mit der Deutschen Bahn AG wurde im Herbst 2001
besiegelt - die Arbeit konnte beginnen und die kulturellen Veranstaltungen
wurden in das Baustellenflair eingebettet. Die Kooperationsbemühungen
des Trägervereins und der Protest des gesamten städtischen Kulturausschusses
sowie aller Stadtratsfraktionen führten nun zu einem Teilerfolg. Das Bauamt
sendete positive Signale aus und die Hoffnung steigt, dass das Kulturausbesserungswerk
im Frühjahr mit seinem für Leverkusen einzigartigen Kultur-und Politikangebot
fortfahren kann. (tg) Infos:www.kulturausbesserungswerk.de
Leverkusener-Anzeiger, 8.Februar 2003
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