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Presseübersicht 2004
Rheinische Post, 20.Dezember 2004
Diverse Rollen mit viel Brillanz
"Seltsames Kabarett-Theater" versprachen Wolfgang Müller-Schlesinger
(46) und Klaus D. Huber (55) ihrem Publikum; und das ließ sich nun wirklich
nicht lange bitten. Restlos gefüllt präsentierte sich der Theatersaal
im Kulturausbesserungswerk Opladen, als die beiden Leverkusener Kabarettisten
als Duo Müller-Huber bei ihrem Heimspiel die Bühne in Opladen betraten.
Seit der Premiere am selben Ort vor rund zwei Jahren sind Müller-Huber
praktisch non-stop auf Tournee in Deutschland und im Nachbarland Schweiz.
"Da in Leverkusen aber immer noch enorme Nachfrage herrschte, mussten
wir hier einfach noch einmal auftreten," begründete Wolfgang Müller-Schlesinger
gegenüber der RP den erneuten Auftritt mit dem bewährten Programm.
Vorstellung wurde zum Heimspiel
So wurde die Vorstellung zu einem Heimspiel für die Kabarettisten. Schon
ohne ein Wort gesprochen zu haben, erntete Klaus D. Huber das erste Kichern,
als er sich im grauen Anzug, mit Pomade in den Haaren und Sonnenbrille
auf die Bühne des Kulturausbesserungswerkes begab, eine Anfangsstimmung,
die sich im Laufe des Programms steigern sollte bis zu brüllenden Lachern.
Das Duo Müller-Huber brillierte während des ganzen Auftritts in seinen
diversen Rollen, von zwei Tango tanzenden Herren bis zu vermeintlichen
Kunstkritikern ("Bayrische Weißwurscht als Christuskind - bei Kunst kann
man nicht feilschen..."). Sehenswerter Klamauk Die Lebensweißheiten der
Kult-Kabarettisten aus Leverkusen ("Wer heute den Kopf in den anderen
steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen") und humorvollen Bosheiten
("Viagra im Altersheim, damit die alten Herren morgens nicht aus dem Bett
fallen") begeisterten auch an diesem Abend wieder die Zuschauer, die den
Kabarettisten viel Beifall spendeten.
Egal ob Regenschirm, Pappnase oder auch Schreibmaschine, die beiden Leverkusener
Kabarettisten verstanden es wieder geschickt, aus Alltagsdingen sehenswerten
Klamauk zu produzieren, der gut ankam.
Das Publikum im Kulturausbesserungswerk - bunt gemischt zwischen Schüler
und Senior - wurde von Wolfgang Müller-Schlesinger und Klaus D. Huber
dabei selbst vor die Entscheidung gestellt: "Kunst oder Blödsinn, das
ist hier die Frage".
Peter Dettmer
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Leverkusener-Anzeiger, 8.November 2004
Vergessene Verfolgte
Eine Ausstellung im Kulturausbesserungswerk thematisiert die Verfolgung
von Roma und Sinti im Nationalsozialismus.
Josef Wencke war ein wohlhabender Händler, doch seit 1938 konnte er
seinen Beruf nicht mehr ausüben. 1940 folgte die Deportation nach Polen.
Viele seiner Verwandten starben, aber Wencke überlebte. Für den Verlust
des Vermögens, den Schaden im beruflichen Fortkommen, Krankheiten und
den Verlust vieler Angehöriger bekam er nach dem Krieg weder moralische
noch finanzielle Entschädigung - ein beispielhafter Fall aus der Ausstellung
"Nur wenige kamen zurück", die das Kulturausbesserungswerk und der Flüchtlingsrat
nach Leverkusen geholt haben.
Zur Eröffnung sprach Karola Fings, stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums
in Köln und Autorin der Ausstellung. Sie betonte, dass das Thema noch
immer aktuell sei, auch wenn die Ausstellung 1990 erstmals gezeigt wurde,
denn Sinti und Roma gehörten zu den "vergessenen Verfolgten". Auf großen
Schautafeln wird die Geschichte der Sinti und Roma chronologisch dargestellt.
Beginnend mit dem Ursprung der Volksgruppen werden die ersten, vor 1933
erlassenen Gesetzte aufgezeigt, die es den fahrenden Familien unmöglich
machen sollten, dauerhaft sesshaft zu werden.
Mit der Machtergreifung der NSDAP stand die Anti-Zigeuner-Politik auf
zwei Säulen: der rassenbiologischen Selektion und der polizeilichen Zigeunerbekämpfung.
Große schwarz-weiß Aufnahmen zeigen Frauen, Männer und Kinder, deren Hände
und Nasen fotografiert werden - für die NS-Wissenschaftler der Beweis,
sie als minderwertig einzustufen. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt
auf lokaler Ebene. Die Besucher erfahren viel über die so genannten "Zigeunerlager"
in Köln - 1935 das erste Lager seiner Art - Gelsenkirchen und Düsseldorf.
Mit den Verhaftungen und Deportationen Ende der 30er Jahre begann der
Völkermord an den europäischen Roma und Sinti, dem zwischen 220 000 und
500 000 Menschen zum Opfer fielen. Bilder von ausgehungerten Kindern in
den Todeslagern stehen stellvertretend für unzählige Massaker. Auch die
Nachkriegssituation wird beleuchtet, denn die Täter wurden bislang nicht
bestraft und die Opfer zu Staatenlosen erklärt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. November im Kulturausbesserungswerk,
Kolberger Straße 95a, zu sehen. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellungs-Öffnungszeiten
sind abhängig von anderen Veranstaltungen. Sie stehen auf der Homepage:
www.kulturausbesserungswerk.de
Ana Ostric
Leverkusener-Anzeiger, 14.Oktober 2004
Große Wirkung mit kleinen Mitteln
Riesiger Publikumsandrang beim 1. Grand Prix du Film de NRW.
"Es gibt keinen Sitzplatzanspruch!" Das war der meistgesagte Satz von
Mitorganisatorin Petra Clemens bei der Preisverleihung des 1. Grand Prix
du Film de NRW, des Kurzfilmpreises, der am vergangenen Samstag im Kulturausbesserungswerk
seinen Höhepunkt fand.
Dem zahlreich erschienenen Publikum, das weit über die Zahl der gestellten
Stühle hinausging, und der Jury wurden zunächst die Filme der in der Woche
zuvor ermittelten Finalisten gezeigt.
Und dann wurde es spannend- und schwer für die Jury. Diese verteilte nämlich
nach guter alter Grand-Prix-Manier zwischen einem und zwölf Punkten -
und hatte es dabei wirklich nicht leicht.
So beschwerte sich Jurymitglied Markus Franke, Betreiber des Scala-Kinos
in Opladen, augenzwinkernd darüber, dass die Teams es ihm so schwer gemacht
hätten, da die allgemeine Qualität so hoch und eine Bewertung daher schwierig
gewesen sei.
Das war auch die einhellige Meinung der achtköpfigen Jury, und so gab
es gleich drei drittplatzierte Beiträge.
Zum einen die "Siebenjungencrew" mit dem Actionfilm "Ich verfluche dich",
"Sinus und Cosinus" mit dem Heimatfilm "Kurierfahrt durch die Nacht" sowie
das Leverkusener Team "Montagsdarter" mit dem Science-Fiction-Film "Montags
ist Hüte tragen verboten". "GI-Productions" ist der Name des zweitplatzierten
Teams. In ihrem Krimi "Warum?" hat ein Mann, in einem Taxi sitzend und
von einer Frau mit einer Waffe bedroht, fünf Minuten Zeit zu erklären,
wo ihr Koffer geblieben ist. Das tut er, und die abstruse Geschichte brachte
das Publikum ein ums andere Mal zum Lachen.
Eindeutiger Sieger
Der mit 106 von 108 möglichen Punkten überragende Sieger war aber das
Team "Nebulae Pictures", das mit seiner Dokumentation "Guten Tag und auf
Wiedersehen" schon der Favorit beim Publikumsvoting war.
Erzählt wird auf lustige Weise die Geschichte der Mühlheimer Straßenecke
Münzstraße / Kohlplatz.
Und dafür hat sich das Team viele kleine lustige Episoden einfallen lassen;
mal mit prominenten Protagonisten, mal nicht. So wird erzählt, dass Maria
Callas an genau dieser Ecke ihre Verlobung mit Aristoteles Onassis löste,
Watson hier Holmes traf oder Max Planck zur Quantenphysik kam.
Aber auch alltäglichere Begebenheiten, wie zum Beispiel Prügeleien oder
ein junger Mann, der sein Geschäft an der Häuserecke verrichtet, werden
gezeigt.
Das Set ist sehr einfach: Man nimmt einfach die Häuserecke und erzählt
viele kleine Geschichten vor ihr, teilweise sogar im Zeitraffer. So bekam
das begeisterte Publikum noch mehr Geschichten zu sehen, als eigentlich
in die fünf Minuten gepasst hätten. Untermalt wird das Ganze von einfacher
Akustikgitarren-Musik. Ein Beitrag, der nicht durch Aufwand, sondern durch
Kreativität besticht und daher Publikum und Jury gleichermaßen überzeugen
konnte.
Ein verdienter Sieger eines Festivals also, das, eingedenk der sehr kurzen
Produktionszeit von nur 48 Stunden, erstaunlich viele gute Filme hervorgebracht
hat.
Das große Publikumsinteresse zeigt, dass so etwas auch in Leverkusen gut
ankommt und so hoffen alle - Publikum und Teams - auf eine Fortsetzung
im nächsten Jahr.
www.2880-grandprixdufilm.de
Matthias Lüdecke
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Leverkusener-Anzeiger, 11.Oktober 2004
Ein klarer Sieger und drei Dritte
Ein Köln-Leverkusener Team gewann den Kurzfilm-Wettbewerb
Beim Finale des Kurzfilmfestivals platzte das KAW aus allen Nähten. Klarer
Sieger: Die Köln-Leverkusener Produktion "Guten Tag und auf Wiedersehen".
Wie bereits eine Woche zuvor bei der Vorausscheidung im Opladener Scala-Kino
erfreute sich auch das Finale des vom Kulturausbesserungswerk (KAW) erstmals
in Leverkusen initiierten Kurzfilmfestivals "2880 - Grand Prix du Film
de NRW" eines überaus regen Publikumsinteresses.
Rund 300 Besucher drängelten sich am Samstagabend in den zu Kino-Ambiente
umgestalteten Räumlichkeiten des KAW, wobei die Sitzplätze bei weitem
nicht ausreichten. Unter der Maßgabe, in nur 48 Stunden einen maximal
fünf Minuten langen Film zu realisieren, hatten es elf Streifen bis in
die Endausscheidung geschafft.
Unter charmanter Moderation von Mitorganisatorin Meike Walcha, die von
Michael Ester unterstützt wurde, durfte das Publikum noch einmal die besten
der allesamt von pfiffigen Ideen und oft witziger Umsetzung geprägten
Werke genießen.
Mit viel Engagement hatten die durchweg aus Amateuren im Alter von zwölf
bis 48 Jahren bestehenden Teams die Herausforderung angenommen und verblüfften
mit professioneller Regiearbeit, origineller Kameraführung und überzeugenden
schauspielerischen Leistungen.
Die achtköpfige, überwiegend aus Regie- und Schauspiel-Profis, Autoren
und Journalisten zusammengesetzte Jury hatte es nicht leicht. Es wurden
durchaus strenge Maßstäbe angelegt. Die Punktevergabe von eins bis zwölf
erfolgte nach bewährtem Grand Prix-Muster und verlieh der Veranstaltung
echten Festival-Charakter mit Spannung bis zum Schluss.
Die Leistungsdichte und das hohe Niveau der konkurrierenden Beiträge kam
nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass gleich drei dritte Plätze vergeben
wurden.
Klarer Sieger wurde schließlich wie auch das Publikums-Voting eine Woche
zuvor schon hatte vermuten lassen, der als Dokumentarfilm angelegte Streifen
"Guten Tag und auf Wiedersehen" des aus sechs Kölner und zwei Leverkusener
Studenten und Schülern bestehenden Nebulae Pictures Doku Teams. "Wir hatten
alle sehr viel Spaß bei der Sache", freute sich sichtlich stolz und stellvertretend
für alle Teamsprecherin Eva Nowack. Der einfallsreiche Kurzfilm schildert
auf humorige Weise zwischenmenschliche Ereignisse an der Mülheimer Kreuzung
Münzstraße/ Kohlplatz. Das Redaktionsteam der Jungen Zeiten wird sich
in der kommenden Donnerstagausgabe ausführlich mit dem Film beschäftigen.
Das Siegerteam konnte aus der Hand von Markus Franke, Betreiber des Scala-Kinos,
den begehrten Preis entgegennehmen. Sie werden mit knapp 100 Freunden
und Gästen eine Exklusivvorstellung mit einem Film ihrer Wahl in dem Opladener
Lichtspielhaus erleben dürfen.
Allen Mitwirkenden an dem Festival wurden zudem Buchpreise überreicht.
Bernd Neumann
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Leverkusener-Anzeiger, 04.Oktober 2004
Mit dem Wupsi-Bus von Konzert zu Konzert gependelt Organisatoren,
Wirte und das Publikum waren mit der 3. Leverkusener Shuttleparty sehr
zufrieden.
Großer Andrang auch beim Kurzfilmfestival. 23 Bands und Liedermacher
an 15 Veranstaltungsorten: in der Opladener und Wiesdorfer Kneipenszene
war am Samstagabend so richtig Leben in der Bude.
Da die Auftrittstermine der von der Leverkusener Initiative für Kunst
und Kultur (LIKK) mit viel Engagement zum dritten Mal organisierten Shuttleparty
von 19 Uhr bis Mitternacht zeitlich so entzerrt waren, dass sich jeder
problemlos sein Wunschprogramm zusammenbasteln konnte, pendelten viele
mit einem von der Wupsi eigens zur Verfügung gestellten Bus zwischen den
Eckpunkten Kulturausbesserungswerk (KAW) und Wiesdorfer Kaiserstraße hin
und her.
Der Publikumsandrang war zeitweilig so groß, dass in einigen Lokalitäten
die Eintrittsbändchen ausgingen. Von Folk bis Heavy Metal, von Latin bis
Rockabilly war für jeden Geschmack etwas dabei.
Als Antwort auf die aktuelle Quotendiskussion kam auch deutschsprachige
Musik nicht zu kurz. Als einer der großen Stars des Abends darf Torsten
Kühn alias "Der Flotte Totte" gelten. Mit einem Repertoire von drei CDs
gesegnet, begeisterte der bereits im dritten Jahr an der Shuttleparty
teilnehmende Kölner Songschreiber die Busgäste bis spät in die Nacht mit
seinen witzig getexteten Stücken in bester deutscher Liedermacher-Tradition.
Ebenso bemerkenswert gestaltete sich die Darbietung der noch jungen Band
"Schamlos Glücklich" um die 21-jährige Kölner Sängerin Charlotte Balzer
mit ihren interessanten, oft lyrischen Eigenkompositionen.
Deutschen Liedguts bemächtigen sich auf ihre ganz spezielle Weise auch
das Bremer "Emo-Trio Koyaanisqatsi" und die gleichfalls sehr lebhafte
Hamburger Punk-Band "Schneller Autos Organisation", beide im KAW zu hören.
Im Topos präsentierten zu vorgerückter Stunde die "Laborkatzen" ihre durchaus
eigenwilligen, musikalisch wie allem textlich außergewöhnlichen Songs
mit spärlichstem Equipment. Gute Stimmung überall. Das Godot war bei Bergmeister
und d-tune rappelvoll, auch im Pentagon, Schmalztöpfchen, Shannon oder
etwa in der Witwe Kaiser - um nur einige zu nennen - ging die Post ab.
Hier und da musste improvisiert werden. Das Doppel-Konzert im Dschungel
fiel wegen Umbauarbeiten aus.
Im Jule Café sprang kurzfristig das Odenthaler Trio "Chiquewahwah" für
die krankheitsbedingt absagenden "Circle of Grin" ein.
Auf überaus großes Interesse stieß auch die Vorausscheidung des in das
Programm eingebetteten Kurzfilmfestivals "2880 Grand Prix du Film" im
Opladener Scala-Kino. Betreiber Markus Franke zeigte sich ebenso überrascht
wie erfreut ob des starken Andrangs. Bereits gegen 20 Uhr mussten einige
Besuchern wegen Überfüllung in die Warteschlange. Per Publikumsentscheid
wurden aus 26 Streifen elf ausgewählt, aus denen am kommenden Samstag
im KAW die Sieger ermittelt werden. Das Ergebnis der Vorauswahl war bei
Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Da jedoch elf Teams aus Leverkusen
ins Rennen gingen, dürften einheimische Filmemacher gute Chancen haben.
Bernd Neumann
Levekusener-Anzeiger, 30.September 2004
Was ist eigentlich ein Film Noir?
Timeshoot", das sind Heike, Julia, Andrea, Daniel, Alexander und Stephan.
Alle sind zwischen 17 und 18 Jahren alt und besuchen die Marienschule
in Opladen.
Auf die Idee mitzumachen, ist man mehr oder weniger spontan gekommen,
nachdem Andrea per E-Mail von dem Festival erfahren hatte. Die Zusammenstellung
des Teams erfolgte dann eher zufällig; so kennt man sich bisher zwar nicht
richtig gut, aber das wird dieses Projekt schon ändern. Die Aufgabenverteilung
hingegen ist ziemlich klar. Alexander und Stefan werden sich um die technische
Seite kümmern, Daniel um die Musik, die extra komponiert werden muss,
da keine GEMA-geschützten Titel oder Themen verwendet werden dürfen. Der
Rest des Teams ist für die Story, für Kamera, Requisite usw. zuständig.
Im Vordergrund steht bei "Timeshoot" allerdings der Spaß. Nur Andrea hat
den Berufswunsch, Film- und Fernsehregisseurin zu werden, für den Rest
ist die ganze Sache eher ein Hobby.
Freitag, 20 Uhr: In gespannter Erwartung steht die Gruppe vor dem Computermonitor
und geht die Themenliste durch.
Dann der "Gewinn": Im Genre Film Noir ist ein Beitrag mit dem Thema "Sünder"
zu erstellen. Jubel, man liegt sich in den Armen, die Freude ist riesengroß
- bis dann die entscheidende Frage gestellt wird, die sich im Laufe des
Wochenendes noch zum eigentlichen Problem entwickeln soll: "Was ist eigentlich
ein Film Noir?"
Die Schwierigkeit des Genres und die Tatsache, dass keiner aus dem Team
so recht etwas damit anzufangen weiß, führt nämlich dazu, dass die großartige
Idee ausbleibt. Das deprimiert und man ist schon kurz davor, das ganze
Projekt abzubrechen.
Aber dann, es ist schon Samstag, hat Stefan doch noch eine Idee. Er will
verschiedene Sünder eine Gasse entlang gehen lassen. Doch auch hier fehlt
der rote Faden und das Team beschließt - es ist inzwischen 3.30 Uhr in
der Nacht - sich auf den nächsten Mittag zu vertagen.
Um 12 Uhr ist "Timeshoot" wieder auf den Beinen, und Julia stellt eine
Idee vor, an der sie vor dem Einschlafen noch gebrütet hat und die, direkt
nach dem Aufstehen, von den weiblichen Mitgliedern des Teams in Form eines
Drehbuchs schriftlich niedergelegt worden ist.
Die Geschichte dreht sich um einen Mann, der von einer "femme fatale"
zunächst ausgenutzt und dann verlassen wird. Als sie seine Wohnung ein
letztes Mal betritt, weil sie etwas vergessen hat, erschießt er sie.
Daniel erklärt sich, obwohl er erst wenig Schauspielerfahrung hat, dazu
bereit, die Hauptrolle zu übernehmen.
Schließlich ist es Abend, als die erste Klappe - ersatzweise ein Buch
- fällt, Startsignal für eine Nacht voller Höhen und Tiefen, auf jeden
Fall aber voller Arbeit. Enthusiastisch geht man zunächst zu Werke, aber
spätestens, als nach zwei Stunden Drehzeit noch kaum etwas im Kasten ist,
wird klar, dass der Teufel auch bei einem Film im Detail steckt. Es kommt
einfach zu wenig Material heraus.
Kleinere und größere Probleme stehen dem zügigen Fortkommen im Wege, so
dass Alexander sich gegen 1.20 Uhr erstmals besorgt zeigt, man könne vielleicht
nicht fertig werden. Dennoch arbeitet das Team tapfer weiter, auch wenn
die Stimmung allmählich in den Keller geht. Und das Durchhalten lohnt
sich: Um 4.51 Uhr ist die letzte Szene im Kasten, und die Augen aller
Beteiligten gleichen Stecknadelköpfen.
Zehn Stunden später sitzen Alexander und Stefan vor dem Computer. Der
Schnitt steht an. Dieser wird sich als schwieriger entpuppen als zunächst
angenommen, fehlt doch ein gewisser Überblick über die Szenen. Außerdem
wird jetzt klar, dass Teile des Materials nicht so gut sind, wie gedacht.
Eine erste Fassung hat eine Lauflänge von acht Minuten - drei Minuten
über dem Zeitlimit. Es wird also noch mal geschnitten, während Daniel
in einem anderen Raum die Musik für den Film komponiert. Diese ist jetzt
umso wichtiger, da die Zeit fehlt, noch die Dialoge nachzusynchronisieren,
und so wird aus dem Werk kurzerhand ein Stummfilm. Jetzt wird es ganz
hektisch. Das Abstimmen der Musik auf den Film - Daniel passt mit einer
Stoppuhr seine Stücke der Länge der einzelnen Szenen an - läuft jetzt
parallel zum finalen Schnitt.
Eine Stunde vor Abgabeschluss wird die Musik immer noch aufgenommen, während
ein Computerprogramm den inzwischen fertigen und mit einem Vor- sowie
Abspann versehenen Film noch abschließend bearbeitet. Das Team sitzt auf
glühenden Kohlen. Wenn dieses Programm fertig und die Musik im Kasten
ist, muss man den Film nämlich noch vom Computermonitor abfilmen und die
Musik parallel dazu aus der Stereoanlage erschallen lassen. So kommt erstens
die Musik in den Film und zweitens bekommt der Film so das vom Veranstalter
verlangte Format.
Der Countdown läuft, und denkbar knapp, um 19.57 Uhr, drei Minuten vor
"Toresschluss", gibt Andrea den Film schließlich überglücklich im Kulturausbesserungswerk
ab.
"Timeshoot" hat es tatsächlich geschafft, in 48 Stunden einen Kurzfilm
zu drehen. Dass weniger als die Hälfte der angemeldeten Teams am Ende
wirklich einen Film abgeben haben, unterstreicht diese Leistung und macht
das Team umso stolzer. Ob der Film Chancen auf den Gewinn des Festivals
hat, weiß niemand, aber "Timeshoot" hat auf jeden Fall schon gewonnen.
Man ist eine Erfahrung reicher, hat einen Film produziert, sich dabei
besser kennen gelernt. Und als Sahnehäubchen kann man sich am nächsten
Wochenende die Früchte der eigenen Arbeit auf der großen Leinwand im Opladener
Scala ansehen.
Der Preis ist da eher Nebensache - wie bei Olympia heißt es auch hier:
Das Dabeisein war das Entscheidende. Am kommenden Samstag, 2. Oktober,
werden ab 19 Uhr im Opladener Scala-Filmtheater alle 26 eingereichten
Filme gezeigt.
Das Publikum wählt seinen Favoriten und entscheidet so über den Gewinner
mit. Der Eintritt ist frei. Matthias Lüdecke
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Leverkusener-Anzeiger, 21.September 2004
Nicht alle kamen unter Dach und Fach
Einen Auftakt nach Maß - das ist es, was man sich in aller Regel wünscht,
das ist bei Kulturschaffenden nicht anders als bei Fußballspielern.
Zwei Wochen nach der Bayer Kulturabteilung hat am Sonntag auch die KulturStadtLev
ihre Saison feierlich eröffnet, mit weniger Pomp und auch ohne einen Redner
vom Format eines Michael Naumann, dafür aber mit einem bunten Programm
für die ganze Familie im und um das Forum herum, unter dem hinreichend
eindeutigen Titel „Auftakt“. Oberbürgermeister Paul Hebbel pries den „bunten
Mix der kulturellen Vielfalt“ Leverkusens und wünschte den Besuchern viel
Vergnügen sowohl beim Fest als auch in der Kultursaison.
Neben Hebbel schauten noch andere Kommunalpolitiker vorbei, darunter selbstredend
Kulturdezernentin Helga Roesgen. Auf der Bühne sorgten, neben Moderator
Linus mit seiner Show, die Ballettschule Karina Maczkowiak, Schriftsteller
Oliver Lingneth-Dahm und Wolfgang Müller-Schlesinger, Kabarettist vom
Kulturausbesserungswerk, als städtischer Angestellter im grauen Anzug,
mit Seitenscheitel sowie blauer Aktenmappe mit Stadtwappen unterm Arm,
für Unterhaltung, bevor schließlich Peter Lorenz und seine Band den Takt
angaben.
Leider hielt das Publikum so respektvollen Abstand zur Bühne, dass selten
ausgelassene Stimmung aufkommen wollte. Die Taktfrequenz der Besucher
erscheint auch im dritten Jahr durchaus noch steigerungsfähig, über den
ganzen Tag verteilt schätzte Anke Spiegel vom Kulturbüro die Besucherzahl
auf gut 2000. Sie schlenderten an den Ständen auf dem Vorplatz und im
Foyer vorbei, die Kinder tobten über den Platz mit Attraktionen wie Kinderschminken
oder Spielen. Allerdings bietet das Forum sehr viel Platz, wo sich über
einen zudem sehr langen Zeitraum von 12 bis 18 Uhr auch durchaus größere
Besuchermengen etwas verlaufen können. „Wir haben den Vorplatz schon optisch
und atmosphärisch etwas verkleinert, vielleicht kann man das aber noch
etwas verbessern“, räumte Spiegel anschließend ein.
Großen Andrangs erfreute sich jedenfalls der Büchermarkt der Stadtbibliothek,
die zahlreiche ihrer aussortierten Medien zu Schleuderpreisen anbot. Am
Stand der Volksbühne Bergisch Neukirchen machten Dana Fritz als „Schneeweißchen“
und Katharina Siller als „Rosenrot“ sowie mit einem Märchenquiz auf ihre
Bühneninterpretation des Märchens im November aufmerksam, am Stand des
Hitdorfer Matchboxtheaters wurde, passend zum gleichnamigen Stück, das
dort im Programm steht, Popcorn verteilt.
Nicht zufrieden war Bernd Vossen, Intendant des Jungen Theaters Leverkusen,
der über den ganzen Tag nur mit drei Menschen ins Gespräch gekommen sei.
„Da lohnen sich Aufwand und Ertrag nicht.“ Er fand es zudem bezeichnend,
dass sich die Freien auf dem Platz präsentierten, während die städtischen
Einrichtungen wie Stadtarchiv, Kulturbüro oder Museum im Foyer Platz fanden.
Vossen: „Es ist halt so, wie es immer ist: Wir müssen draußen bleiben.“
Vom Kulturausbesserungswerk (KAW), erläuterte Gesine Schütz, wollten die,
die sich näher erkundigten, wissen, ob und wie es denn dort weitergehe.
Und die Kulturwerker konnten Fortschritte vermelden: Jüngst wurde ein
Bauantrag genehmigt. Entsprechend schmückte die umfangreiche und nun hinfällig
gewordene Korrespondenz zwischen KAW und Bauamt den Stand in Form von
tausenden zerknitterten Seiten als Kunstobjekt.
Auch die Jugendkunstgruppen nutzten die Gelegenheit, auf ihr breites Angebot
aufmerksam zu machen.
Taktisch unklug haben sich vielleicht einige freie Gruppen verhalten,
die es nicht mehr bis 18 Uhr aushielten und so die Gelegenheit versäumten,
den Besuchern der abendlichen Vorstellung Einblicke in ihr Angebot zu
gewähren. Insgesamt aber ein Auftakt, der zeigte, dass die Leverkusener
Kulturszene lebendig sein will - und intakt.
Stefan Andres
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Coolibri, September 2004
Cannes sein
In 2880 Minuten kann man 576 mal ein Ei kochen oder fünfmal die "Herr
der Ringe"-Trilogie anschauen: oder einfach selber einen Film drehen!
Im September und Oktober feiert das überregionale Filmfestival "Grand
Prix du Film de NRW" in Leverkusen Premiere. Innerhalb von 2880 Minuten
(das entspricht 48 Stunden) kann jedes Filmteam, das sich zuvor sich auf
der Homepage des Filmfestivals angemeldet hat, einen Kurzfilm fabrizieren.
Teilnehmen kann jeder - wer aber schon mal selber einen Film gedreht hat,
weiß, dass dieses enge Zeitlimit nicht einfach zu meistern ist. Besonders
spannend wird es dadurch, dass die Filmemacher erst am 26.September das
Genre und den - via Losentscheid ermittelten - Filmtitel genannt bekommen.
Genau zwei Tage später muss der komplette Film, selbstredend schon geschnitten,
abgegeben werden.
Am Samstag, 2.Oktober, wird im Leverkusener Scala-Kino das Screening aller
Filme stattfinden. Eine Woche später, am 9.10, werden dann im Kulturausbesserungswerk
in Leverkusen die elf besten Filme gezeigt und die Gewinner auf der Preisverleihung
durch eine prominente Jury gekürt. Leverkusen ist zwar nicht gerade als
cineastische Metropole bekannt, "aber Cannes ist ja auch keine Großstadt",
merkt Petra Clemens vom Organisationsteam des Festivals ironisch an.
tg
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Leverkusener Anzeiger, 4.September 2004
Film Ab - die Zeit läuft
Kreativität, aber auch ein gutes Zeitmanagement sind beim ersten Leverkusener
Kurzfilm-Festival gefragt.
Zwei Tage - und Schnitt: Die Leverkusener Filmemacherin Petra Clemens
ruft mit einer sechsköpfigen Jury dazu auf, im Rahmen des ersten Leverkusener
Kurzfilm-Festivals, einen eigenen kleinen Film zu produzieren.
Beim Projekt "2880 - Grand Prix du Film de NRW" geht es darum, der Kreativität
freien Lauf zu lassen. Die Zahl 2880 steht für die Minuten, die vom Startschuss
an für Planung und Arbeit zur Verfügung stehen: 48 Stunden am Wochenende
vom 24. bis 26. September.
Die Teamgröße liegt bei zwei bis acht Personen. Erforderlich sind eine
digitale Kamera und ein Schnittprogramm. In jedem Film müssen mindestens
zwei Charaktere vorkommen. Ein Film darf inklusive Vorspann maximal fünf
Minuten lang sein. Damit alle gleich viel Zeit haben, bekommen die Teams
zur selben Zeit ihr Genre und ihren Titel nach dem Zufallsprinzip.
Bis Sonntagabend um 20 Uhr muss der Film abgegeben werden. Wie Petra Clemens
erklärt, ist es eine große Herausforderung, innerhalb dieser Zeit einen
Film zu drehen. Doch moderne Technik und Software machten das schnelle
Drehen und Schneiden möglich. Der Wettbewerb laufe landesweit.
Am Samstag, 2. Oktober, werden alle Filme im Opladener Scala-Kino um 19
Uhr vorgeführt.
Elf Filme sollen für den Preis nominiert werden. Die Jurymitglieder vergeben
Punkte an ihre Lieblingsfilme, daraus ergeben sich am Ende die Gewinner.
Am Samstag, 9. Oktober, findet um 20 Uhr eine Gala samt Preisverleihung
im Kulturausbesserungswerk an der Kolberger Straße statt.
Information und Anmeldung bis zum 24. September sind auf der Homepage
möglich.
Jan Sting
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Leverkusener Anzeiger, 19.August 2004
Kulturausbesserer am Werk
Im autonomen Zentrum an der Kolberger Straße hat sich einiges getan. Arbeitsreiche
Tage haben die Jugendlichen des Kulturausbesserungswerk hinter sich. Eine
Woche lang wurde renoviert.
"Hier lernt man was fürs Leben!" Diese Erfahrung haben außer Patrick
Pohlmann auch viele andere Jugendliche während des Feriencamps im Kulturausbesserungswerk
(KAW) gemacht.
Als Mitglied der Veranstaltungsgruppe half der 20-Jährige tatkräftig bei
der Organisation des dritten Feriencamps mit. Sowohl in den vergangenen
Osterferien, als auch im Sommer 2003 hatten viele Jugendliche und jung
Gebliebene eine Woche lang bei Renovierungsarbeiten in Kulturausbesserungwerk
geholfen.
Selbst ist die Frau
Damals wurden die Außenfassade gestrichen und die große Halle saniert.
Zum einen musste die Wand zwischen dem Wohnhaus un der Halle durchbrochen
werden, zum anderen musste der andere Zugang zur ehemaligen Schreinerei-Halle
wieder zugemauert werden. "Das waren weitaus größere Baumaßnahmen als
die jetztigen", erzählt Patrick Pohlmann.
In der vergangenen Woche halfen zehn bis 15 Jugendliche bei eher kleineren
Verschönerungsmaßnahmen und opferten freiwillig einen Teil ihrer Ferien.
So wurden aus den ehemaligen Duschen und Toiletten zwei Lagerräume geschaffen.
Außerdem haben die freiwilligen Helfer den Parkplatz auf dem Gelände durch
Unkraut jäten und ähnliche Arbeiten verschönert. Am kompliziertesten war
jedoch sicher der Einbau der neuen Toiletten. Sowohl die gesamte Mädchen-
als auch die neue Jungentoilette haben die Kulturausbesserer selbst eingebaut,
Fliesen gelegt und verfugt. Die 17-jährige Nina Rink war zunächst in Urlaub.
Den Rest der Woche half sie dann aber auch "einfach aus Spaß", wie sie
sagt, mit. Nach all dem verkündet sie stolz: "Ich könnte jetzt sogar mein
eigenes Bad komplett einbauen und darin Fliesen verlegen."
Missgeschick
Das besondere an diesen Badezimmern ist aber definitiv die eingebaute
Kunst. Kleine Mosaike verschönern die Wände. Viele Helfer haben sich sogar
mit ihren Namen verewigt. Nina Rink hat sich dafür den besten Platz ausgesucht.
In großen Buchstaben prangt ihr Name nun auf dem Jungenklo. "Dumm gelaufen",
meint sie lachend, als ihr das Missgeschick auffällt. Da fragt man sich
doch, woher all das handwerkliche Wissen kommt. Zum einen sei es häufig
ein Austausch der Generationen, erzählt Patrick Pohlmann, "und außerdem
haben hier viele eine handwerkliche Lehre gemacht oder sind noch dabei."
Das scheint auch zu erklären, weshalb ein wenig Teamarbeit zu solche beeindruckenden
Ergebnissen führt. Zwei wunderschön helle und moderne Badezimmer sind
in dieser Woche entstanden. Abends gab es während dieser Zeit immer ein
Unterhaltungsprogramm.
So startete das Ferien-Camp am ersten Samstag im August mit einem Konzert
der Punk-Bands "Endstation Freitod" aus Gerolstein und "Waistix" aus Leverkusen.
Einige andere Programmpunkte, wie zum Beispiel der Sportabend am Dienstag,
fielen aufgrund des schlechten Wetters aus. "Leider waren diese Mal auch
nicht so viele Leute da wie bei den letzten beiden Camps", bedauert Mitorganisator
Patrick Pohlmann. Dennoch fanden am vorvergangen Sonntag ein Filmabend,
am darauffolgenden Mittwoch ein Camp-Kneipen-Treff mit Musik und Kicker
und am vergangenen Freitag ein Auftritt der "Hüpfratten" statt.
Entstanden ist die kleine Gruppe, die sich mit Improvisationstheater beschäftigt,
aus dem KAW-eigenen Theater. Das so genannte W.Erk-Theater wurde im vorigen
Sommer gegründet. Das Ensemble tritt nicht nur im KAW, sondern auch an
anderen Orten in Leverkusen und Umgebung auf. Es widmet sich politischen
und kulturellen Themen. Beim Impro-Theater reagieren die Schauspieler
auf Zurufe des Publikums, mitunter binden die Zuschauer sich auch selbst
ein.
Ende der Sommerpause
Abschließend wurde am vergangenen Samstag dann gemeinsam aufgeräumt.
Doch damit ist noch nicht alles erledigt. Es fehlt immer noch ein Fluchtweg
hinterm Haus, und auch andere Kleinigkeiten müssen noch ausgebessert werden.
Ein nächstes Camp zum Renovieren ist jedoch bislang noch nicht geplant.
Im September steht erst einmal der dritte Geburtstag des Kulturausbesserungswerks
an. Dann geht auch die Sommerpause endlich zu Ende. weiter geht es demnächst
mit dem Chinandega-Cup am Freitag, 4., und Samstag, 5. September.
Zum 14. Mal laden dabei die Nicaragua AG und das TT Embargo zum Wochenend-Fußballturnier
ein. Die Auslosung des Turnierplans findet schon morgen, Freitag, um 20.30
Uhr im Kulturausbesserungswerks statt. Dabei wird auch ein kulturelles
Rahmenprogramm geboten.
Zum Abschluss der arbeitsreichen Woche zieht Patrick Pohlmann ein positives
Fazit: "Das ist alles viel einfacher, als man denkt." Und so haben die
Jugendlichen tatsächlich viele handwerkliche Erfahrungen gemacht und einiges
gelernt. "Hier lernt man halt tatsächlich was fürs Leben!"
Verena Schüller
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Leverkusener-Anzeiger, 27.Juli 2004
Betreiber: Zweifel ausgeräumt
Eine städtebauliche Untersuchung schlägt Lösungen für das Kulturausbesserungswerk
vor.
Die von der Stadt befürchteten Probleme zwischen dem Kulturausbesserungswerk
(KAW) auf dem Opladener Bahngelände und der geplanten Wohnbebauung lassen
sich lösen. Das ist das Ergebnis einer städtebaulichen Untersuchung, die
das KAW bei der Kölner Stadtplanerin Birgit Kohlhaas in Auftrag gegeben
hat. Die Diplom-Ingenieurin hat dazu auf der Grundlage der städtischen
Machbarkeitsstudie untersucht, ob und wie sich das bestehende kulturelle
Begegnungszentrum in das zukünftige Wohnumfeld einfügen lässt, ohne dass
es zu Konflikten durch Lärmbelästigung kommt.
In zwei Planungsvarianten schlägt Birgit Kohlhaas dabei ein Zentrum für
sozio-kulturelle Einrichtungen vor, das einerseits aus dem Kulturausbesserungswerk
und dem Jugendhaus an der Kolberstraße, andererseits aus weiteren Gebäuden
im Zuge der geplanten Bebauung besteht.
Dazu sollten nach ihren Vorstellungen eine kombinierte Kindertagesstätte/Haus
der Generationen und zwei Bauprojekte für Junges und Betreutes Wohnen
errichtet werden. Für diese Nutzergruppen sei die Nähe zum KAW als Angebot
der Freizeitgestaltung und Weiterbildung attraktiv, während die von der
Stadt geplanten Einfamilienhäuser mit 15 Meter Abstand tatsächlich zu
Konflikten führen könnten.
Die zwingend geforderte Wirtschaftlichkeit der dort geplanten Bebauung
des ehemaligen Bahngeländes sei dabei nicht gefährdet, weil ihr Konzept,
ebenso wie die Machbarkeitsstudie, rund 61 Prozent der Fläche als Wohnbauland
ausweise.
Für die Betreiber des Kulturausbesserungswerks setzen die Kohlhaas-Pläne
zukunftsweisende Akzente und knüpfen direkt an die Ergebnisse der Perspektivenwerkstatt
an. Außerdem sehen sie letzte Zweifel ausgeräumt, dass der bestehende
Kulturbetrieb die wirtschaftliche Nutzung des Areals gefährden könne.
Einer Genehmigung ihrer schon vor einem Jahr gestellten Bau- und Nutzungsänderungsanträge
stehe damit nichts mehr im Wege.
Hartmut Zitzen
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Leverkusener-Anzeiger, 12.Juli 2004
Gelungene "Nibelungen"
Am "kunstfluss wupper" erhielt die uralte Nibelungensage Pfeffer.
Petra Clemens inszenierte den "Siggi" nämlich als absurdes Theater.
Und jeder verstand, worum es ging. Ein dicklicher Drache wälzt sich durch
die Botanik an der Wuppermündung in Rheindorf. Ein Schatz ist im Spiel.
Und wenn der Held in Ballonseide und Badelatschen daherkommt, dann ist
die Geschichte erst recht spannend.
Die Leverkusener Regisseurin Petra Clemens hat in der vom Kulturbüro der
Stadt veranstalteten Aktion mit dem "matchboxtheater", den "Hüpfratten"
und dem "W.-Erk-Theater" ein wunderbares Spektakel auf die Beine gestellt.
Viele, die zur Aufführung innerhalb des Kunstprojekts "kunstfluss wupper"
gekommen waren, waren richtig dankbar, dass der verquaste Stoff aus dem
Nibelungenlied so erklärt wurde, dass keine Fragen mehr offen blieben.
Absurd und improvisiert war das Theater und Stefan Zöller als Siegfried,
Kirstin Rothart als Brunhilde, Markus Cichowitcz als Gunther und Pia Axmacher
als Kriemhild waren so herrlich martialisch, motzköpfig, trotzig und heldenhaft,
dass man gerne länger zugeschaut hätte.
Sogar die Mannschaften der vorbeifahrende Schiffen waren von der Kulisse
gefesselt. Schon im vergangenen Jahr hatte das "W.-Erk-Theater" mit seiner
Schwanensee-Produktion an gleicher Stelle gezeigt, wie schön Klamauk mit
einfachen Mitteln sein kann. Petra Clemens hat auch diesmal alle Akteure
auf originelle Weise eingebunden - egal ob Komparse oder König.
Als "Siggi", der Suchende, mit seinem verbeulten Schwert in den tiefen
Wald aufbricht, hüpfen ihm ein paar hübsche Bäume entgegen, deren Blätter
seltsamerweise viel Ähnlichkeit mit den benachbarten Sumpfgewächsen der
Wuppermündung haben.
Grün auf dem Kopf
Neben dem niedergemetzelten Drachen Fafner wird eine Zinkwanne aufgestellt,
damit Siegfried im Blut baden kann, um nie mehr verletzt zu werden.
Die Tarnkappe funktioniert so wie bei der Bundeswehr: Viel Grün auf den
Kopf - und man fällt überhaupt nicht mehr auf. Als Erzähler brachte Berthold
Kastner eine köstliche Süffisanz in den strengen Text. Das "Lindenblatt
auf dem Schulterblatt", welches ja trotz des Bads einen wunden Punkt frei
lässt, flatterte richtig - allein durch Kastners Lesestimme.
Gibt man im Internet das Suchwort "Nibelungen" ein, könnte man denken,
den Schatz schon gefunden zu haben. Selbst ernannte Heiden huldigen dem
sagenhaften Stoff, und Seiten über Richard Wagner schwappen auf den Bildschirm.
Das Nibelungenlied soll im späten Mittelalter zu den beliebtesten Dichtungen
der Deutschen gehört haben, im 16. Jahrhundert geriet es in Vergessenheit
und wurde 1750 wiedergefunden.
Seither wird gerätselt, wo der Schatz versenkt worden sein soll. Ist es
das im 13. Jahrhundert überschwemmte Lochheim am Rhein? Die Gelehrte streiten
sich über die Lokalitäten. Mit Duna könnte nicht Donau sondern Dhünn gemeint
sein und der Schatz? Der könnte auch in einer der vielen Höhlen im Sauerland
versteckt sein.
Jetzt spielte alles an der Wupper. Da sich diese hervorragend eignet,
Menschen zusammenzubringen, haben die Organisatoren des Projekts "kunstfluss
wupper" alle Hebel in Bewegung gesetzt, Kreativität entlang des Flusses
zwischen Marienheide und Rheindorf zu wecken. So zeigten Schüler der Hugo-Kükelhaus-Schule
und der Erich-Kästner-Grundschule ihre "Wuppergeister" - fröhliche, angstmachende
und außerirdische Wesen aus Naturmaterialien.
Außerdem waren das Haus der Jugend Kolberger Straße mit der Aktion Hip-Hop-Mobil
dabei. Entstanden ist ein Wupper-Graffito auf Leinwand.
Jan Sting
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Leverkusener-Anzeiger, 9.Juli 2004
"Den Baudezernenten "notfalls auswechseln"
Die letzte Diskussionsrunde in der Reihe "Leverkusener Gespräche", zu
denen die SPD eingeladen hatte, stand unter der Frage "Kultur trotz leerer
Kassen?"
Wenn jedes Theater, jedes Konzert, jedes Kabarett so lebendig und so
spannungsgeladen wäre, wie die Diskussionsrunde im Sensenhammer, dann
brauchte sich niemand um die kulturelle Zukunft in Leverkusen mehr Sorgen
zu machen - trotz leerer Kassen.
Theoretisches und Praktisches, Historisches und auch ein bisschen Hysterisches
- querbeet ging es in den Referaten und in der anschließenden Gesprächsrunde
zu, in die sich neben SPD-Mitgliedern, Kulturschaffenden, interessierten
Zuhörern auch einige Politiker der grünen Couleur einmischten.
Manche Tatsache ließ die Genossen grummeln: Nur mit den Stimmen der CDU
und der Grünen sei das sozio-kulturelle Zentrum "Alte Feuerwache in Köln"
eingerichtet worden. Diese Wahrheit ersparte Gregor Leschig, Vorstandssprecher
des Bürgerzentrums in der Nachbarstadt, den Leverkusener Sozialdemokraten
nicht, als er die Institution vorstellte, die sich vor 25 Jahren aus der
Hausbesetzerszene heraus entwickelt hat.
"Wir machen nicht Stadtteil-Kultur, wir sind Stadtteil-Kultur", fasste
er seine Erfahrungen zusammen. Und: Weil das Bürgerzentrum auch sperrige
politische Meinungen, einer außerparlamentarischen Opposition nicht unähnlich,
zulasse, "sind wir natürlich auch umstritten".
Initiativen aus der aktuellen Tanzszene bis zu den Anonymen Alkoholikern
finden dort, mitten im Wohngebiet, Entfaltungsmöglichkeiten.
Wolfgang Müller-Schlesinger ließ die Geschichte der Freien Szene in Leverkusen
Revue passieren - keine Erfolgsgeschichte. Immer dann, wenn freie Gruppen
sich ihr Zuhause eingerichtet hätten, so Müller-Schlesinger, sei das Aus
von außen gekommen.
Bestes Beispiel: Kulturverwaltung und auch die Politik strichen den "~räumen"
an der Hauptstraße in Wiesdorf den Mietzuschuss. Peanuts, auch vor zehn
Jahren schon, aber politisch gewollt.
Aus der Stadtgeschichte lernen heißt, so lautete des Kabarettisten unausgesprochene
Forderung, das Kulturausbesserungswerk mit allen Kräften zu fördern. Notfalls
müsse der Baudezernent ausgewechselt werden, warf Roswitha Arnold (Bündnis
90 / Grünen) ein.
Brigitte von Bonin rang Ernst Küchler, dem Oberbürgermeisterkandidat,
das Bekenntnis ab, das Kulturausbesserungswerk auch dann zu unterstützen,
wenn im Gesamtplan des Areals "ökonomische oder städtebauliche Aspekte
zurückgestellt werden müssten." Die Notwendigkeit, dem Kulturausbesserungswerk
eine Zukunft zu bieten, sahen alle Gesprächsteilnehmer. Und das waren
nicht wenige.
Allerdings war die Altersklasse derjenigen, die kurz vor der Pensionierung
stehen oder die bereits "die Rente durch" haben, deutlich in der Überzahl.
Jugendliche fehlten - bis auf die Mitglieder des Ensembles "Variopinto"
der Musikschule, die mit ihren fröhlichen Stückchen aus aller Welt belegten,
dass ohne handwerkliches Rüstzeug künstlerische Leistung nur schwer möglich
ist.
Auf die Qualität und die entsprechende Ausbildung setzte auch Bernd
Vossen. Die Gedanken, die sich der Leiter des Jungen Theaters zum Thema
gemacht hatte, trugen den Charakter eines Sensenhammer-Manifestes. Vossen
forderte die Stadt auf, die Arbeit jeder Gruppe genau zu untersuchen,
um dann Entscheidungen zu treffen, die den Ensembles Planungssicherheit
böten. Das Gießkannenprinzip in der finanziellen Förderung müsse aufhören:
"Wenn jeder gleich wenig bekommt, ist das eine Sterbehilfe für alle."
Ingeborg Schwenke-Runkel
Leverkusener-Anzeiger, 9.Juli 2004
Kommentar: Spielplätze
Was ist Kultur?
Der Abend im Sensenhammer hätte bis zum Morgen dauern können und die Frage
wäre unbeantwortet geblieben, weil es keine eindeutige, immer währende
Antwort gibt. Was Kultur trotz leerer Kassen für Leverkusen bedeutet,
das zeichnete sich ab. Ob "Hochkultur" und "Subkultur", "Repräsentationskultur"
und "Partizipationskultur" - die Begriffspaare umschreiben die gleiche
Sache. Sie meinen die etablierte und die freie Szene. Beide Bereiche schließen
sich nicht aus, sondern gehören zusammen - wie Kinder, wie zwei Kulturkinder
in einer Stadtfamilie.
Erst im Verbund mit diesen beiden wird aus einer kommunalen Partnerschaft
eine lebendige Stadt. Hat sie keine Kultur-Kinder, stirbt sie aus. Leistet
sich die Stadt ein Einzelkind, wird sie auf Dauer verarmen, weil Vielfalt
mit entsprechendem Gerangel fehlen.
Die freie Szene gleicht Jugendlichen im Flegelalter. Sie ist unbequem,
aufmüpfig und steht in Opposition zu den Eltern (Rat und Verwaltung).
Das muss so sein, denn nur so, in der Auseinandersetzung, reift sie und
findet ihren eigenen Weg, der vielleicht später wieder nach Hause führt.
Dafür braucht sie in ihren Kindertagen Raum, den ihr die Eltern im städtischen
Haus zur Verfügung stellen. Um sich zu erproben, um sich entfalten zu
können brauchen die "Kleinen" Spielplätze.
Die freche Szene muss sie selbstverantwortlich gestalten dürfen - auch
dann, wenn Mama und Papa die Art und Weise missfällt. Denn Eltern müssen
akzeptieren, dass sich der Nachwuchs ganz anders entwickeln als gewünscht.
Deshalb fällt es Eltern auch so viel leichter, diejenigen zu herzen, die
ihnen wenig Kummer machen. Das sind die "Großen", die etablierten Künstler,
die anerkannt sind, die einen guten Ruf haben in der Gesellschaft und
mit der die Stadtfamilie Ehre einlegt - auch vor argwöhnischen Onkeln
und Tanten. Die Erfolgreichen zu lieben, ist keine Kunst. Doch zu denen
zu stehen, die in ihrem zur Schau getragenen Selbstbewusstsein selbst
noch zweifeln, das erfordert Gelassenheit und Mut. Und das verlangt eine
selbstverständliche Zuwendung, die der Verantwortung der Stadt-Eltern
für ihre "Schmuddel-Kinder" entspringt.
Ingeborg Schwenke-Runkel
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Rheinische Post, 15.Juni 2004
Rollentausch als besonderer Pfiff
Ensemble des "W.Erk-Theater" hat Molières eingebildeten Kranken den eigenen
Anforderungen angepasst
OPLADEN. Dass vergleichsweise kleine Änderung auch bekannten Stücken
zusätzlich Pfiff verleihen können, beweist zur Zeit das Ensemble "W. Erk-Theater".
Die 'Nachwuchsschauspieler aus dem Kulturausbesserungswerk haben unter
der Regie von Claudia Konkel "Der eingebildete Kranke" von Moliére (alias
Jean-Baptiste Poquelin) den eigenen Anforderungen angepasst. Im Gegensatz
zur gängigsten Bühnenfassung spielen die männlichen Ensemble-Mitglieder
die weiblichen Rollen und umgekehrt.
Überzeichnetes Spiel
Ein absoluter Gewinn für die skurrile Komödie um den von seinen "schweren
Leiden" völlig vereinnahmten Hypochonder Argan (Susanne Buchmüller). Das
zeigte sich bei der Premiere des Stücks. Andreas Fahr als Argans Tochter
Angélique, Andreas Weiland als deren geldgierige und wenig liebenswerte
Stiefmutter, vor allem aber Stefan Zöller als hinreißend bissiges Zimmermädchcn
'l'oinettc ernteten zu Recht manch zusätzlichen Lacher für ihre bewusst
überzeichnetes Spiel der weiblichen Charaktere.
Maske des anderen Geschlechts
"Ich fand so ein Rollentausch passt ganz gut zu Molière und seinem Masken-Theater.
Denn durch dieste ungewöhnliche Verteilung der Rollen ziehen alle Schauspieler
gewissermaßen die Maske des anderen Geschlechts an", erklärte Konkel.
Vor der Premiere beim Regie-Debüt war sie naturgemäß ziemlich aufgeregt.
Das legte sich erst mit dem begeisterten Schlussapplaus ein wenig. Von
ihrem Ensemble wurde die junge Regisseurin mit einem Gutschein für einen
Outduor-Laden für ihr monatelanges Engagement zusätzlich entlohnt.
Bei den nächsten Projekten des "W. Erk-Theaters führt jedoch wieder Petra
Clemens Regie, die sich diesmal ganz auf das Schauspiel konzentrieren
konnte. Sie gab Argons schmierigen Wunsch-Schwiegersohn Thomas Diafoirus.
In Planung ist im Rahmen der Aktion "Kunstfluss Wupper" am 10. Juli "Die
Nibelungen" als improvisiertes absurdes Theater mit einer Band, einem
Erzähler und rund 20 Schauspielern. Im Herbst wird mit den Proben für
"Strand", ein Stück des polnischen Autors Woudstra begonnen.
Tobias Krell
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Leverkusener-Anzeiger, 21.Juni 2004
Warum der Kranke eine Frau sein muss
Das W.-Erk-Theater führte Molières "Der eingebildete Kranken" im Kulturausbesserungswerk
auf.
"Geht ihr etwa zum Fußball?" Mit der charmant und zugleich provozierend
gestellten Frage versuchte die Schauspielerin und Regisseurin Petra Clemens,
einige Fans der National-Kicker für Kultur zu begeistern.
Die W.-Erk- Theatergruppe führte Molières Stück "Der eingebildete Kranke"
zeitgleich zum EM- Match auf, und zwar entgegen der ursprünglichen Planung
nicht im Freien, sondern im Saal des Kulturausbesserungswerkes. "Dem Wetter
kann man einfach nicht trauen", begründete Clemens die Verlegung. Und
so ergab es sich, dass direkt neben dem Barraum, in dem das Spiel Deutschland
gegen Lettland über eine Videoleinwand flimmerte, Argan über seine imaginären
Weh-Wehchen klagte. Dargestellt wurde die Hauptfigur der Komödie von Susanne
Buchmüller - einer Frau. Dies geschah nicht etwa aus Mangel an männlichen
Mimen. Vielmehr wollte Regisseurin Claudia Konkel, dass die Herren und
Damen in die Rolle des jeweils anderen Geschlechts schlüpfen. "Das ist
eine besondere schauspielerische Herausforderung", sagte sie.
Brüllend komisch war es natürlich schon, als Stefan Zöller als gewitztes
Dienstmädchen Toinette geschminkt in Kleidchen und Badeschlappen auf die
Bühne stolzierte.
Nicht minder witzig mutete die Riesensonnenbrille auf der Nase von Petra
Clemens an, die als angehender Arzt und Argans Schwiegersohn in spé wie
ein verkappter Mafioso wirkte.
Doch letztendlich waren es nicht die schrillen Verkleidungen allein, die
die ungewöhnliche Aufführung so amüsant machten. Überzeugend war vor allem,
wie die elf Akteure die jeweiligen Charaktere spielten. Sie kamen ohne
überzeichnete Gesten oder klamaukartige Stimmenimitationen aus. Die schlichte
Nachahmung geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen reichte für satte
Lacher aus. Verdienten Applaus gab es deshalb am Ende der Vorstellung,
die dann doch mehr Besucher angelockt hatte als die schlappe Darbietung
der Mannen Rudi Völlers auf dem Bildschirm.
Wer Lust hat, sich auf ganz ungewöhnliche Weise die Geschichte über Intrigen,
Liebe und Hypochonder erzählen zu lassen, sollte sich Mittwoch, den 23.
Juni vormerken. Ab 20 Uhr führt das W.-Erk-Theater den "eingebildeten
Kranken" noch einmal im Kulturausbesserungswerk auf. Mehr Infos unter
www.kulturausbesserungswerk.de
Kerstin Völling
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Rheinische Post, 17. Juni 2004
Genehmigung zum Abholen bereit
Den Vorwurf, ein Kulturbanause zu sein, weist Bauaufsichtsamtschef Dr.
Detlef Heintz energisch zurück: "Das Opladener Kuiturausbesserungswerk
ist eine sehr schöne Einrichtung". Doch trotzdem liegt Heintz seit Beginn
der Kulturstätte (vor rund zwei Jahren) mehr oder weniger im Clinch mit
den Betreibern. Obwohl: die eigentlich mehr mit ihm als andersherum. Denn
die Bauaufsicht hat nach eigeiern Bekunden eine Lösung parat, wie das
Team des Kulturausbesserungswerks immerhin die nächsten fünf Jahre ohne
behördlichen Arger seinem kulturellen Auftrag nachgehen kann: "Die zeitlich
betristete Genehmigung für fünf Jahre liegt schon fertig ausgefüllt in
den Akten und das schon seit längerer Zeit. Die muss nur noch beanfragt
werden, sagt Heintz und versteht nicht, warum seine Bauaufsieht derzeit
den Schwarzen Peter hat. Zwar sei es richtig, dass das Staatliche Urnweltamt
zunächst ein zweites Lärmschutzgutachten für zukünftige Wohnhebauung im
Umkreis des Kulturausbesserungswerks gefordert habe. Doch innerhalb der
nächsten fünf Jahre sei nicht damit zu rechnen, dass dort Wohnraum zum
Bezug fertig gestellt sei.
(rö)
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Leverkusener-Anzeiger, 09.Juni 2004
KAW fordert eine positive Entscheidung
Das Kulturausbesserungswerk weist die Darstellung des Oberbürgermeisters
klar zurück.
"Anders als das Rathaus der Stadt Leverkusen verfügt das Kulturausbesserungswerk
über alle nach Baurecht vorgeschriebenen Standards." So beginnt die Stellungnahme
des Autonomen Zentrums für Kultur und Politik zu den Einlassungen von
Oberbürgermeister Paul Hebbel aus der vergangenen Woche. Die Verantwortlichen
des Kulturausbesserungswerks (KAW) wehren sich gegen die Kritik Hebbels.
Die Schaffung von Standards wie beleuchtete Fluchtwege, Feuerlöscher und
zum Beispiel Brandschutztüren seien vom Bauamt verlangt, die Forderungen
umgehend umgesetzt worden.
Weiter liege dem Bauamt seit dem 21. Juli vergangenen Jahres ein Bau-
und Nutzungsänderungsantrag vor, eine rechtmittelfähige Entscheidung dazu
stehe bis heute aus. "Bedenken ausgeräumt" Auch beim Thema Lärmschutz
widerspricht das KAW der Darstellung des Oberbürgermeisters. "Dem Bauamt
der Stadt Leverkusen liegt ein Lärmschutzgutachten vor, welches die Emission
in Bezug auf die bestehende Wohnbebauung als unbedenklich einstuft. Die
Erstellung eines Lärmschutzgutachtens, welches sich auf eine vage zukünftige
Planung bezieht, ist nach Auskunft der von uns befragten Gutachter nicht
möglich, da mangels vorliegenden Bebauungsplans keine verbindlichen Emissionsmesspunkte
bestehen," heißt es in der Mitteilung des KAW.
Es verweist im übrigen darauf, dass es im Mai 2003 zwar eine Lärmbeschwerde
gegeben habe. Von deren fünf Punkten habe sich allerdings nur einer auf
das KAW bezogen. Die Bedenken aus der Nachbarschaft hätten nach Gesprächen
mit den Nachbarn und durch Optimierung des Lärmschutzes ausgeräumt werden
können.
Das KAW sei durch Beschluss des Rates vom Dezember 2003 Teil der Machbarkeitsstudie
Bahngelände Opladen. Dem Ratsbeschluss sei ein Prüfauftrag voran gegangen
mit dem Ergebnis, dass das KAW keinen Eingriff in die Gesamtwirtschaftlichkeit
des Projekts darstelle. Das KAW kommt zu dem Schluss: "Aus den genannten
Gründen dürfte daher einer unverzüglichen und positiven Entscheidung über
unseren Bauantrag nichts mehr im Wege stehen." Rainer Schmidt
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Leverkusener-Anzeiger, 5.Juni 2004
Hebbel stellt Haltung zum
Kulturausbesserungswerk klar
Dem Eindruck, die Stadt "sabotiere" durch eine restriktive Genehmigungspraxis
die Arbeit des Kulturausbesserungswerks in Opladen, trat jetzt Oberbürgermeister
Paul Hebbel energisch entgegen.
In einem Schreiben an die Presse erklärte der OB, auch durch ständige
Wiederholung der Vorwürfe gegen die Stadt würden diese nicht wahrer.
Im Gegenteil, das Rathaus habe sich immer äußerst großzügig verhalten
und binnen Jahresfrist 80 Veranstaltungen im Kulturausbesserungswerk (KAB)
genehmigt. Die Verwaltung unterlaufe gesetzliche Vorschriften, wenn sie
die Genehmigungspraxis so fortsetze, zumal es bereits Lärmbeschwerden
von 50 Anwohnern der Kolberger Straße gegeben habe.
Die genutzte Halle und das Nebengebäude liege in einem Gebiet, in dessen
unmittelbarer Nachbarschaft auch Wohnbebauung geplant sei.
Das werfe Lärmschutzprobleme auf, die gelöst werden müssten, bevor eine
Baugenehmigung erteilt werden könne. Der Verwaltung liege aber immer noch
kein Bauantrag vor, so Hebbel, es gebe seit dem vergangenen Sommer lediglich
einen Antrag auf Nutzungsänderung. Voraussetzung für die Genehmigung dieser
Änderung sei die Vorlage eines Lärmschutzgutachtens. Ein solches Gutachten
sei trotz mehrmaliger Nachfrage der Stadt beim KAB immer noch nicht eingereicht
worden.
Die Stadt stehe der Arbeit des KAB grundsätzlich positiv gegenüber, könne
aber auf baurechtliche Standards keinesfalls verzichten. Für den Fall,
dass der Verein den Lärmschutznachweis nicht erbringen könne, habe die
Bauaufsicht angeboten, für etwa drei bis fünf Jahre eine befristete Genehmigung
zu erteilen, die aber ende, wenn für die Wohnbebauung in der Nachbarschaft
ein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliege.
Die Förderung des KAB könne nicht so weit gehen, dass andere Planungen
dort eingeschränkt würden. Dafür sei das Gelände für Leverkusen und Opladen
zu wichtig. Die wirtschaftliche Entwicklung dort dürfe nicht in Frage
gestellt werden, erklärte Oberbürgermeister Paul Hebbel.
Rainer Schmidt
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Rheinische Post, 17.Mai 2004
Programm im Non-Stopp-Verfahren
In der Öffentlichkeit auf die Situation des Kulturausbesserungswerkes
aufmerksam gemacht
Nein, die meisten Bürger wüssten sicher nichts genaues über de die Situation
des Kulturausbesserungswerkes", räumt Timo Glatz, Öffentlichkeitsbeauftragter
des Trägervereins Freie Jugend- und Kulturzentren, ein. Deswegen ging
man am Samstag auch auf die Straße, direkt in die Opladener Fußgängerzone,
um Passanten zu informieren und zu meinungsbildenden Gesprächen einzuladen.
Aktion mit Kindern
Was so alles im Kulturausbesserungswerk in der ehemaligen Bahnhalle läuft,
wissen ebenfalls nur diejenigen, die dort schon Veranstaltungen oder Angebote
besucht haben. Am Samstag wurde das Programm komprimiert und im Non Stopp-Verfahren
vor der Aloysiuskapelle "abgespult".
An einer Ecke gab es kleine Aktionen für Kinder, und mitten im Gewimmel
traten Kleinkünstler und Musiker auf, die bereits auf der Bühne im KAW
zu erleben waren.
"Die Leute sollen sehen was wir so machen", erklärt Cordula Lissner vom
Förderverein und zugleich beim Rheinischen Institut für Geschichte und
Gedächtnis verantwortlich für Veranstaltungen oder Ausstellungen zu historischen
Themen. Werbung für den Förderverein und damit Unterstützung der Kulturarbeit
des freien Trägers war aber nur ein Anliegen am Samstag.
Vor allem wollten die Aktiven auf ihre missliche Raumsituation aufmerksam
machen. Was durch bürgerschaftliches Engagement und durch viel ehrenamtliche
auf dem nicht mehr genutzten Teil des Bahngelände des entstanden ist,
steht vor dem Aus, wenn es nicht zu einer Nutzungsgenehmigung durch die
Verwaltung kommt.
Gespräch mit Verwaltung
Die letzte Veranstaltung, für die eine Sondergenehmigung erteilt wurde,
war Kabarett und Tanz in den Mai am 30. April. "Das Bauamt behauptet,
wir hätten nicht alle Unterlagen eingereicht‚ so Fördervereinsvorsitzender
Uwe Stracke. In Wirklichkeit aber man stets nachgebessert, und bereits
zum fünften Mal seien von der Verwaltung neue Auflagen gekommen, neue
Nachweise verlangt worden. So wurden bereits eine Lüftungsanlage eingebaut
und Parkplätze angelegt und ein Lärmschutzgutachten eingeholt.
Das aber wurde als nicht ausreichend bemängelt, erzählt Glatz, weil die
geplante spätere Bebauung nicht berücksichtigt sei. Aber weil dafür nicht
mal konkrete Pläne vorlägen, könnte niemand diese Forderung erfüllen.
Das Bauamt habe die Möglichkeit einer befristeten Nutzungsänderung angeboten,
aber da befürchten die Aktiven, dass diese Grundlage nicht für die Erteilung
von Landes-Fördergeldern zum Ausbau der Halle reiche. Brigitte von Bonin,
Bündnis 90/Die Grünen, ermunterte die Vereinssprecher am Samstag, das
offene Gespräch mit Verwaltung und Politik zu suchen. Nur zusammen ließen
sich konstruktive Lösungen finden.
Monika Klein
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Leverkusener-Anzeiger, 16.Mai 2004
Schräge Töne für mehr Harmonie
Für den Erhalt des Kulturausbesserungswerks demonstrierten dessen freie
Mitarbeiter am Samstag vor der Aloysiuskirche in Opladen
Seit einigen Jahren verweigert die Stadt Leverkusen dem Kulturausbesserungswerk
(KAW) eine dauerhafte Genehmigung zur kulturellen Nutzung seiner derzeitigen
Behausung auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerks. Auf dem Opladener
Bahnhofsgelände sollen in naher Zukunft Wohnungen entstehen, und da könnten
laute Konzerte und Partys im KAW störend sein.
"Die Stadt fordert ein Gutachten, mit dem nachgewiesen werden kann, dass
für den Lärmschutz der geplanten Wohnungen auch in 20 Jahren ausreichend
gesorgt ist", erklärt Timo Glatz, einer der Initiatoren der Demonstration.
"Da es für die neue Siedlung aber noch keine konkreten Baupläne gibt,
ist in ganz Nordrhein-Westfalen niemand zu finden, der uns ein solches
Gutachten erstellen kann."
Um "über das allzu bürokratische Verhalten der Stadt zu informieren",
hatte man am Samstag in der Opladener Fußgängerzone Informationsstände
aufgebaut, und suchte das Gespräch mit den Passanten. Bis in den späten
Nachmittag wurden Lesungen und schauspielerische Darbietungen geboten.
Mit Sekt, Kaffee und Kuchen ködernd, konnten die rund 30 Mitarbeiter des
KAW das Interesse bei vielen Bürgern wecken.
Dies lag auch dem 18-jährigen Johannes Hermann besonders am Herzen: "Wir
wollen zeigen, wie man ununterbrochen versucht, uns Steine in den Weg
zu legen". Er hilft im KAW bei der Organisation von Partys und verbringt
auch sonst viel Zeit dort. "Das ist einfach der ideale Treffpunkt für
meine Freunde und mich. Etwas Ähnliches findest du erst wieder in Köln",
beschwert sich der Schüler des Landrat- Lucas Gymnasiums über die kulturellen
Angebote für Jugendliche in Leverkusen. Eine Aussage stand auf der Demonstration
bei allen Aktionen im Vordergrund: Das KAW wird es auch weiterhin geben,
egal, wie diese Auseinandersetzung enden wird.
Für die musikalische Untermalung sorgte zeitweise ein Quartett aus Blechbläsern.
Die eher schrägen Klänge konnte Uwe Stracke, Vorsit zender des Förder-
und Trägerver eins freie Jugend und Kulturzentren Leverkusen, schnell
begründen: "Wir spielen erst wieder harmonisch, wenn wir legal sind."
Martin Schmidt
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Leverkusener-Anzeiger, 8.Mai 2004
Die Luft wird dünn für das Kulturausbesserungswerk Am 15. Mai gehen
die Macher des Veranstaltungszentrums auf die Straße.
Die Sache ist ernst, und deshalb gehen die Initiatoren des Kulturausbesserungswerks
(KAW) auf die Straße. Am Samstag, 15. Mai, beginnt um 11 Uhr eine Kundgebung
in der Opladener Innenstadt, mit der auf die neue Situation hingewiesen
werden soll: Es gibt keine Genehmigung mehr für Veranstaltungen in der
Kolberger Straße. Da sich das KAW aus den Einnahmen trägt, ist die Existenzgrundlage
bedroht. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass es für die Nutzung
der alten Industriehalle, der Lottnerhalle, und des benachbarten Veranstaltungshauses
mit Café keine endgültige Baugenehmigung gibt. Umbauten sind jedoch aufgrund
des Lärmschutzes erforderlich. Für eine Nutzungsänderung der Lottnerhalle,
so die Stadt, liege kein Bauantrag vor.
Lediglich für das Café sei im Juli ein Antrag gestellt worden. "In zahlreichen
Gesprächen wurde dem Verein vonseiten des Baudezernats die Baurechts-
und Verfahrenssituation erläutert", heißt es. Über die Baugenehmigung
habe man aber noch nicht entscheiden können, weil Unterlagen fehlen. Dass
über 80 Veranstaltungen in Form von Einzelfallgenehmigungen zugelassen
worden seien, wertet die Stadt als "unbürokratisch". Doch könne die Bauaufsicht
so nicht weitermachen, da ansonsten "das gesetzliche Erfordernis nach
Durchführung eines "ordentlichen" Baugenehmigungsverfahrens umgangen wird."
Die Bauaufsicht schlug dem Verein vor, einen befristeten Antrag für drei
bis fünf Jahre zu stellen, um das Verfahren zu beschleunigen. Das Problem:
Der Umbau macht für das KAW nur Sinn, wenn sich die Bahn als Eigner dazu
bereit erklärt, einen Vertrag auf Dauer abzuschließen.
Jan Sting
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Rheinische Post, Mittwoch, 12. Mai 2004 Demonstration für das Kulturausbesserungswerk
Verein wirft der Stadt Blockade vor / Bauaufsicht genehmigte schon über
80 Veranstaltungen
Samstag wird die Fußgängerzone Opladen zur Theaterbühne erklärt. Das
Team des "Kulturausbesserungswerkes" organisiert eine Demonstration mit
Kleinkunst, Musik und Info-Ständen vor der Aloysius-Kapelle (ab 11 Uhr).
Damit wollen die Freunde des ,‚Autonomen Zentrums für Kultur und Politik"
der Stadt Druck machen: Die Bauaufsicht müsse endlich den Antrag auf Nutzungsänderung
der alten Bahnhalle, in dem das Kulturzentrum sitzt, genehmigen. "Wir
lassen uns nicht weiter illegalisieren", schrieben die Kultur-Macher.
Aus einer Ruine sei seit 2001 ein "sehr lebendiges Zentrum" entstanden.
Statt diese offene Arbeit zu fördern, habe der Leiter des städtischen
Baufaufsichtsamtes die Einrichtung als "illegal" eingestuft.
Der städtische Pressesprecher kommentierte den Vorwurf schriftlich. Demnach
gebe es keine endgültige Baugenehmigung für die Veranstaltungsnutzung
in der alten Industriehalle, die auch "Lottnerhalle" genannt wird. Auch
für das benachbarte Café fehlt eine Genehmigung. Für die Lottnerhalle
liege der Stadt kein Bauantrag vor. In zahlreichen Gesprächen sei den
Vereinsvertretern die Baurechts- und Verfahrenssituation erläutert worden.
Trotzdem habe es der Verein nicht geschafft, die Antragsunterlagen zu
vervollständigen. Um die Arbeit des Kulturvereins dennoch zu ermöglichen,
genehmigte die Stadt per Einzelfallentscheidung über 80 Veranstaltungen.
Die Stadt wertet dies als sehr großzügig. Diese Genehmigungspraxis gehe
weit über das übliche Maß hinaus. Mehr sei nicht drin, schließlich müssten
Sicherheitsvorschriften und andere Standards von Versammlungsstätten eingehalten
werden. Die Stadt habe zur Beschleunigung des Baugenehmigungsverfahrens
dem Verein vorgeschlagen, einen auf drei bis fünf Jahre befristeten Antrag
zu stellen.
US
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Leverkusener-Anzeiger, 3.Mai 2004
Kabarettistisch in den Mai
Das Kulturausbesserungswerk kämpft um seinen Fortbestand. Vorweg: mit
großem Können und liebenswerter Spontanität.
Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen."
Was Wolfgang Müller-Schlesinger, Kabarettist und Vorsitzender des Förder-und
Trägervereins freie Jugend- Kulturzentren, lakonisch zur Eröffnung des
Kabarettabends und Tanz in den Mai im Kulturausbesserungswerk (KAW) Kolberger
Straße sagte, ist als Aufforderung zu verstehen, die Zähne auseinander
zu nehmen.
Angesichts einer ausverkauften Halle war zu sehen, dass das KAW einen
festen Platz in der Leverkusener Kulturszene hat.
Bremse Bauaufsicht
Aber es war auch das letzte Mal, dass es eine Genehmigung zur Nutzung
der alten Industriehalle gab. Lange haben Müller-Schlesinger und seine
Mitstreiter es mit Verständnis und Höflichkeit versucht. Häme gegenüber
der Bauverwaltung, deren Auflagen dem Kulturzentrum ein existenzbedrohendes
Hindernis sind, war auch am Freitag nicht zu hören. Als sei das die Aufforderung
zum Weitermachen, traten Kabarettisten auf die Bühne, die als "Weltverbesserer"
und "Meisternörgler" schon so manchen Preis eingeheimst hatten.
Heinrich Pachl richtete an die Bürger von "Leprakusen" einen flammenden
Appell: "Nehmt Euch die Bauverwaltung an die Brust". Michi Kleiber sang
die schönsten Schnulzen, und als ein "Kugelblitz", so Kleiber, die Technik
außer Gefecht setzte, zeigte Müller-Schlesinger, was die große Qualität
des KAW ausmacht: Statt so zu tun, als habe man alles im Griff, grantelte
man ein bisschen rum - und schnell entstand eine Improvisation, die ihresgleichen
suchte.
Sympathisch auch der Zug, weniger arrivierten Künstlern ein Forum zu geben.
So las der Leverkusener Thorsten Nesch aus seinem neuen Roman. Der ist
sprachlich virtuos. Doch war die ausgesuchte Passage so verquer, dass
man dem Gedankengang nicht immer folgen konnte.
Angesichts des Programms, das das KAW mit Profis wie Anfängern auf die
Beine stellt, erscheint es fahrlässig, dass solche Potenziale ausgebremst
werden. Paradox: Politisch ist das KAW gewollt, aufgrund der Richtwerte
für den Lärmschutz soll es aber brachliegen. Als "laut" schätzt man sich
dabei gar nicht ein. Angesichts leerer Kassen und einem rückläufigen Kulturangebot
ist es nach Ansicht Müller- Schlesingers nicht zu verstehen, dass einem
Zentrum, das sich selber trägt, die finanzielle Grundlage entzogen wird.
Mit einer Kundgebung am Samstag, 15. Mai, will das KAW ab 11 Uhr in der
Opladener Innenstadt auf seine Situation aufmerksam machen.
Jan Sting
Rheinische Post, 4.Mai 2004
Heftiger Pointenhagel
Kabarett und Tanz im Kulturausbesserungswerk
"Jobo, ich wünsch dir viel Spaß ! "
Mit Blick nach oben gab Moderator Wolfgang Müller-Schlesinger die Bühne
frei für ein buntes Programm, das wohl so reichhaltig und lang war wie
noch nie. Der letzten Juni plötzlich verstorbene Johannes Boddenberg hat
das Kabarett mit anschließendem Tanz in den Mai sieben Jahre lang federführend
organisiert und von Jahr zu Jahr wachsen lassen. "Einer fehlt heute" erinnerte
Müller-Schlesinger, der sich sicher war, dass dies die erste In den Mai-Veranstaltung
sei, die Jobo zurückgelehnt und ohne Stress von oben sehen dürfe.
Unten, auf zwei Bühnen in verschiedener Höhe gab man denn auch das Möglichste,
um den Pointenhagel gar nicht erst abbrechen zu lassen. Heinrich Pachl
nahm umgehend den Ball auf, den die Ansage ihm zugespielt hatte. Der Altmeister
des politischen Kabaretts und geniale Wortverdreher gleich als Eisbrecher
am Anfang. Da ahnten die meisten schon, dass dieser lange Abend noch manches
versprach. Pachl weitete seinen auf zehn Minuten verabredeten Auftritt
auch gleich um mehr als das Doppelte aus. Und das war vielen im knallvollen
Saal des Kulturausbesserungswerkes noch längst nicht genug. Bevor Pachl
in bewährter Weise die Weltpolitik unter die Lupe nahm, kam erst ein improvisierter
Schlenker ins lokale Geschehen.
Für die Nacht in den Mai hatte die Stadt nämlich die vorläufig letzte
Ausnahmegenehmigung zur Nutzung des Raumes erteilt. Deswegen rief Pachl
zum gemeinsamen freundlichen Besuch beim Bauamt auf.
Zum gelungenen kabarettistischen Rundumschlag holte auch Klaus Wolf aus.
Als exzellenter Kenner der hiesigen Kulturszene wusste er einen rasanten
Bögen zu schlagen von PromiFlohmarkt im Schloss über Lenbach bis hin zum
gigantischen Schützentreffen auf der Landesgartenschau 2005.
Im Trend liege "lesen lassen", hat Müller-Schlesinger festgestellt. Lesungen
und Hörbücher seien Kassenschlager. Deswegen gab es auch Lesungen beim
Kabarett vor dem Tanz. Von Peter Kaczmarek, der als Mitwirkender auf dem
Programm stand, hatte man es schon erwartet. Aber Leverkusen verfügt noch
über weitere Autoren, die sich den Weg zur "Fachkraft" sparen und sich
die Konflikte lieber von der Seele schreiben. Ohne Musik geht natürlich
auch bei einem solchen Kleinkunstmix nichts. Da ließen etwa Klaus Huber
oder Michi Kleiber kein Auge trocken und Quotenfrau Charla Drops amüsierte
unter anderem, weil sie mit demselben so herrlich rollen oder andere Kunststückchen
anstellen kann, Rundum ein Abend, bei dem alle voll auf ihre Kosten kamen.
mkl
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Leverkusener-Anzeiger, 20.April 2004
Musik und Literatur als Schnitzeljagd
Wenn Lieder duften: Am Kulturausbesserungswerk wurden Songtexte gelesen.
Es war eine Verschwörung zwischen Petrus und Stadtoberen gegen das Opladener
"W.erk-Theater am Kulturausbesserungswerk" (KAW): Da derzeit im KAW keine
Veranstaltungen stattfinden dürfen, sollte die Songtexte- Lesung im Rahmen
der "Lev Open" am Sonntagabend ins Freie verlegt werden.
Nachdem sich das Frühlingswetter von Samstag aber beinahe schlagartig
in Sturm und Regen verwandelt hatte, musste die Lesung kurzerhand in das
benachbarte Jugendzentrum verlegt werden.
Und das hatte zur Folge, dass nicht alle Texte vorgetragen und auch die
Songs selbst nicht im Original abgespielt werden konnten. Das wiederum
verkürzte die eigentlich viel versprechend klingende musikalisch-literarische
Schnitzeljagd, bei der mit jedem Song auch der Vortragsort gewechselt
wurde, auf ganze 45 Minuten und raubte auch eine Menge der Atmosphäre.
So wurden alle Zuschauer (es war, vermutlich auch wegen des Wetters, gerade
mal ein Dutzend erschienen) von Raum zu Raum geleitet, und bevor man sich
richtig einlassen konnte auf Raum, Zeit und Vortrag, ging es schon wieder
weiter.
Dennoch hatte es etwas, einige Texte von Liedern, die in die Annalen
der Pop- und Rockgeschichte gemeißelt sind, in ihren fahlen Buchstaben
zu hören, zumeist ins Deutsche übersetzt: Denn dann sitzen wir alle eben
in einem gelben U-Boot (nämlich im "Yellow Submarine" der Beatles) - na
und? - oder jemand wird eine Spur blasser (in Procol Harums' "Whiter shade
of pale") - so was kommt vor. Aber auch an Pathos fehlte es den Vortragenden
nicht, weder bei Edith Piafs "Je ne regrette rien", oder als Petra Clemens
in dramatischer Evita-Perón-Pose aus dem Fenster im zweiten Stock des
KAW (es regnete kurzzeitig nicht) "Weine nicht, Argentinien!" auf das
Publikum herabflehte.
Mit Geruchsstütze
Zu vielen Stücken wurde eine Geruchsstütze mitgeliefert, so erhielt
man zu "Yellow Submarine" ein Becherchen Zitrus-Spüli, zu "Je ne regrette
rien" ein Parfum-Puschel oder zu "Copa Cabana" einen Schluck Karibik-Alkohol.
Schade nur, dass einige Raucher aus dem Ensemble den Effekt verqualmten.
Letzteres Stück hatten die "W.erker" einmal im Original durch "Babelfish",
ein Übersetzungsprogramm im Internet, gejagt und das Ergebnis vorgetragen.
So klingt der Niedergang des Showgirls Lola dann noch schicksalhafter:
". . . und trinkt sich Hälfte-blind sie verlor ihre Jugend und sie verlor
ihr Tony jetzt she's verlor ihren Verstand!"
Bleibt zu hoffen, dass die Lesung wiederholt wird, wenn Stadt und Petrus
dem Theater holder sind. Stefan Andres
Leverkusener-Anzeiger, 15.März 2004
Der letzte Brief kam ungelesen zurück
"Adressat unbekannt": szenische Lesung im Kulturausbesserungswerk Die
beiden Kabarettisten Klaus Huber und Wolfgang Müller-Schlesinger überzeugten
in ernsten Charakterrollen.
Auf großes Interesse stieß am Freitagabend die inszenierte Lesung des
Briefromans der amerikanischen Autorin Kathrine Kressmann Taylor. Das
W.-Erk-Theater im Opladener Kulturausbesserungswerk inszenierte den Text
"Adressat unbekannt", der 1938 zum ersten Mal gedruckt wurde.
Rund 100 Zuhörer verfolgten die am Samstag nochmals veranstaltete szenische
Lesung. Sie verlangt Aufmerksamkeit von den Zuhörern, denn der Text ist
von leisen Zwischentönen geprägt. Nicht zuletzt wegen ihrer ausgezeichneten
sprachlichen Vortragsleistung und der pointierten Interpretation des Textes
ist den beiden Schauspielern Klaus Huber und Wolfgang Müller-Schlesinger
hohes Lob zu zollen - denn beide sind von Haus aus eigentlich Kabarettisten.
Regie führte Petra Clemens.
Die fiktive und doch sehr realitätsnahe Handlung spielt im Zeitraum von
November 1932 bis April 1934. Der in Kalifornien lebende jüdische Kunstgalerist
Max Eisenstein (Klaus Huber) und sein Freund und Geschäftspartner Martin
Schul se (Wolfgang Müller-Schlesinger), der in das von großen politischen
Veränderungen geprägte Heimatland zurückgekehrt ist, pflegen einen intensiven
Briefkontakt. Während dieser anfangs noch einen liebevoll-persönlichen
Charakter hat, wird der Stil der Korrespondenz nach der Machtergreifung
Hitlers zunehmend ideologisch-feindlicher. Die fortschreitende Entfremdung
führt schließlich zum Bruch.
Als spärliche Bühnenausstattung zur Umsetzung dieses inhaltlichen Hintergrunds
genügten den Schauspielern im Wesentlichen zwei Schreibtische. Die Aufmerksamkeit
der Zuhörer wurde bewusst ohne optische Irritationen auf den Wortlaut
der im Wechsel verlesenen Briefe gelenkt.
Auflockernde Akzente setzten Max' Freundin (Annika Siller), sein Gehilfe
(Andreas Weiland) und Martins Dienstmädchen Louise.
Klaus Huber und Wolfgang Müller-Schlesinger wussten vortrefflich zunächst
einfühlsam, dann zunehmend temperamentvoller, einen beklemmenden Spannungsbogen
zwischen echter Zuneigung, unverbindlicher Freundlichkeit und offenen
politischen Meinungsverschiedenheiten zu erzeugen. Als sich der liberale
Max aus wütender Verzweiflung über den Tod seiner von der SA ermordeten
Schwester Griselle zu einem letztlich vernichtenden Telegramm an den ehemaligen
Freund gezwungen sieht, wird dessen ganzes Elend offenbar.
Kein Unterschlupf
Obwohl der zwischen national-sozialistischem Gedankengut. Profit-orientiertem
Junkertum und Sentimentalität schwankende Martin aus Feigheit und Opportunismus
seiner verfolgten ehemaligen Geliebten keinen Unterschlupf gewährte hatte,
wird er als vermeintlicher Wirtschafts-Kollaborateur das Opfer seiner
inneren Zerrissenheit.
Das Stück, das sich sicherlich auch zur Aufführung in Schulen eignet,
endet mit dem Satz: "Am 13. April 1934 erhielt Max Eisenstein einen Brief
mit dem Vermerk "Adressat unbekannt".
Bernd Neumann
Rheinische Post, 16.März 2004
"Adressat unbekannt" - Briefe zeigen den Wandel
Die Antwort war "Nein". Das erhoffte "Ja" zur Freundschaft wurde verweigert.
Das letzte Zeichen war die Rücksendung eines Briefes mit dem Hinweis:
"Adressat unbekannt".
Diesen Briefroman inszenierte Petra Clemens in einer szenischen Lesung
im Kulturausbesserungswerk in Opladen. Eine Fiktion, die mehr über die
damalige Realität verriet als mancher Tatsachenbericht. Denn aus einer
engen, deutsch-jüdischen Freundschaft wurde Feindschaft. Die Briefe dokumentieren
diesen Wandel.
Bruch einer Freundschaft
Mit der Rückkehr von Martin Schulse (Wolfgang Müller) in seine Heimat
Deutschland im Jahr 1932 begann der Wandel. Freund und Geschäftpartner
Max Eisenstein (Klaus Huber) führt in Kalifornien die gemeinsame Galerie
weiter. In seinen Briefen trauert Max der gemeinsamen Zeit hinterher,
während Martin von seinem neuen Leben schwärmt. Immer mehr Sorge schleicht
sich in die Briefe von Max. Die neuen Verhältnisse unter Adolf Hitler
beunruhigen ihn. Auch Martin zweifelt zunächst am "Mann der Tat", aber
bald sind seine Zweifel aus dem Weg geräumt. Er bekleidet ein öffentliches
Amt und wird Parteimitglied. Martin verbietet das Senden weiterer Briefe
an seine Privatadresse, denn er weiß jetzt: "Die jüdische Rasse ist ein
Schandfleck und wir sind keine Freunde mehr.
Max schreibt weiter. Der Bruch der Freundschaft ist mit dem Tod von Griselle,
der Schwester von Max, endgültig. Auf der Flucht vor SA-Männern sucht
sie Unterschlupf bei Martin, der sie abweist und Hilfe verweigert. In
seiner Verzweiflung über den Tod seiner Schwester und Martins Wandel verfällt
Max dem Wahnsinn. Seine Briefe an Martin sind wirr und erinnern an Codes.
Dieser bekommt Schwierigkeiten mit der Partei und fürchtet sein Ende im
KZ. Diese Befürchtung scheint wahr zu werden: Der unbekannte Adressat
ist Martin.
Originale von 1933
"Unerwartet ist die Tatsache, dass beide verloren haben", erklärte Regisseurin
Petra Clemens.
"Sie waren gegen die Entwicklung machtlos." Bewusst wenig Requisite wurde
bei der Inszenierung verwendet. "Es sind Originale aus der Zeit von 1933",
erzählte die Regisseurin. "Der Text wurde in den Mittelpunkt gerückt."
Eine Herausforderung war die szenische Lesung nicht nur für die Regie,
sondern auch für das Kabarettistenduo Klaus Huber und Wolfgang Mül1er.
Die beiden Freunde spielten das erste Mal diese Rolle. Die Premiere war
ausverkauft, die Wiederholung auch. "Besser kann es nicht laufen", freute
sich die Regisseurin. "Das Feedback war durchweg positiv."
Jetzt soll das Stück für Schulen adaptiert werden.
kie
Leverkusener-Anzeiger, 19.Februar 2004
Bahn müsste die Weichen stellen
Die Mitglieder des Kulturausbesserungswerks zeigen, wie sich mit Fantasie
und Eigeninitiative etwas auf die Beine stellen lässt.
Neben der Eingangstür steht eine alte Telefonzelle der Bundespost. Jemand
hat Holz zum Trocknen im gelben Häuschen gestapelt. An der hohen Zimmerdecke
des Aufenthaltsraums hängen verloren ein paar chinesische Lampions, und
eines der dominierenden Möbel im Kulturausbesserungswerk (KAW) an der
Kolberger Straße ist der Tischkicker.
So schlicht wie die Einrichtung, so bescheiden ist der Wunschzettel, den
die Mitglieder des KAW an der Kolberger Straße am zweiten Weihnachtstag
ins Internet gestellt haben: Fünf Spülkästen, drei Pissoirs, eine Behindertentoilette,
diverse Lüftungsrohre (Durchmesser 400 mm oder 350 x 350 eckige Rohre),
eine Drei-Punkt-Traverse für Licht und außerdem hätte man liebend gern
ein altes Klavier.
Keine Zuschüsse
Hübsch haben es die Mitglieder des autonomen Zentrums für Kultur und
Politik. Und mit dem Kabarettisten Wolfgang Müller-Schlesinger - er ist
der Vorsitzender des Förder- und Trägervereins für freie und selbstverwaltete
Jugend- und Kulturzentren - hat das KAW einen engagierten Fürsprecher,
der die Mühlen städtischer Bürokratie mit Gelassenheit zu nehmen weiß.
Dass das KAW ohne Zuschüsse der Stadt oder des Landes funktioniert, grenzt
an ein kleines Wunder, was aber auch für die Akzeptanz seitens der Bevölkerung
spricht. "Wir sind das einzige sozio-kulturelle Zentrum in Nordrhein-Westfalen,
das derart autonom arbeitet", sagt Müller- Schlesinger.
Nichtsdestotrotz ist man auf Förderung angewiesen: Die Miete an die Deutsche
Bundesbahn ist monatlich fällig. Doch so vielversprechend die Anfänge
des autonomen Zentrums sind, gilt es noch eine Menge Probleme zu bewältigen:
Weil die Bahn keinen Vertrag auf Dauer abschließt, sind die Perspektiven
für die Zukunft ziemlich ungewiss. Zwar verlässt keine Lok mehr das Werk.
Doch bevor ein voll funktionsfähiges Kulturausbesserungswerk etabliert
werden kann, müssen weitere Auflagen erfüllt werden.
Die Lottner-Halle, die ähnlich wie der Freudenthaler Sensenhammer über
den Charme einer alten Industriehalle verfügt und für Konzerte und Feten
wie geschaffen scheint, erfüllt die Auflagen des Lärmschutzes bei weitem
nicht. Umbaumaßnahmen wiederum machen erst dann Sinn, wenn sich die Bahn
als Eigner dazu bereit erklären würde. Die will zum jetzigen Zeitpunkt
aber keine Fakten schaffen, wenn noch offen ist, was aus dem Areal auf
lange Sicht wird. Immerhin: Das KAW wurde in die Machbarkeitsstudie der
Bahnstadt Opladen aufgenommen. Einen Bauantrag für das im Nebengebäude
der einstigen Lottner-Halle untergebrachte Vereinscafé sowie die Seminarräume
hat das KAW bereits gestellt. Auflagen beim Brandschutz, der Lüftung und
im Schallschutz waren zu erfüllen.
Amtliche Zuversicht
Da der Komplex in einem Wohngebiet liegt, gilt es zusätzlichen Autoverkehr,
der über die Kolberger Straße herangeführt wird, in überschaubarem Rahmen
zu halten. Baudezernent Hans-Eckart Krajewski gibt sich zuversichtlich,
dass sich alle Probleme im Zusammenhang mit dem Vereinshaus lösen lassen.
Bei der benachbarten Lottner-Halle allerdings sieht er alle Beteiligten
in der Zwickmühle: Veranstaltungen lassen sich nur mit Sondergenehmigung
des Baudezernats durchführen. Das wiederum sieht sich als Behörde, die
es primär mit den Wechselbeziehungen von Beton, Stahl, Statik und Grundstücken
zu tun hat, in der Genehmigung von Konzerten überfordert. Von gut 100
beantragten Veranstaltungen, so Krajewski, habe man so einige nicht genehmigen
können. "Wir wollen denen helfen, haben als Behörde aber auch eine Lotsenfunktion",
sagt Krajewski.
Jan Sting
Rheinische Post, 11.Februar 2004
Leverkusens kleinste Sitzung war wieder eine Verquickung von Karneval
und Kabarett
Zum Schreien komische "Hüpfratten"
Opladen. Diese Nager sorgten nicht nur für panische Schreie des weiblichen
Teils des Publikums, sondern für lautes Gelächter im Café des KulturAusbesserungswerks.
Zum ersten Mal traten die "Hüpfratten" bei Leverkusens kleinster Sitzung
auf - und waren in ihren bunten Kostümen und Improvisationstheater-Einlage
zum Schreien komisch. Nicht umsonst ist der Name der Leverkusener Gruppe
an die Bonner Springmäuse angelehnt.
Geschichten aus Zurufen
Wie die Bonner Truppe aus der ehemaligen Bundeshauptstadt machten sie
aus Zurufen aus dem Publikum einzigartige weil spontan kreierte Geschichten.
Die Vorgabe "als Nikoläuse Ostern auf der Straße im Hederichsfeld" setzte
das fünfköpfige Ensemble gekonnt um. Dabei mussten sie bei ihren Einlagen
als zusätzliche Erschwernis in der Reihenfolge des Alphabet durchqueren.
Gegründet hat die "Hüpfratten die in unterschiedlicher Besetzungsstärke
ihre Auftritte haben, Petra Clemen. Sie gab auch den Anstoß für den Auftritt
bei Leverkusens kleinste Sitzung. Den vor seinem Tod im vergangenen Jahr
hatte Organisator und Sitzungspräsident Johannes Boddenberg sie um das
Mitwirken bei der Veranstaltung gebeten. Ohnehin war "Jobo" bei der ersten
"kleinsten Sitzung" ohne sein Mitwirken doch irgendwie präsent. Nicht
nur, weil die erfrischende Verquickung von Karneval und Kabarett, die
längst Kultstatus erreicht hat, seine Idee war. Auch, weil sich seine
Mitstreiter überlegen mussten, ob und wie sie weitermachen. Ein Organisationskomitee
kümmerte sich um die Durchführung der Veranstaltung. Und Boddenbergs Ableben
wurde so ins Programm integriert, wie er selbst es sich wohl gewünscht
hätte - in Form einer Programmeinlage.
Auch ohne Jobo weitergemacht
Rückwärts laufend und singend (manch einer brauchte etwas, bis er "Nesukrevel"
als umgedrehtes "Leverkusen" erkannte) kamen die Mitwirkenden zu Beginn
auf die Bühne. "Wir haben versucht, die Zeit zurück zu drehen Denn er
ist nicht mehr da, unser Sitzungspräsident", sagte Wolfgang Müller-Schlesinger
in seiner Paraderolle als betrunkener Prinz Karneval. "Wir sind uns sicher,
dass Jobo gewollt hätte, dass die Sitzung weitergeht - auch ohne ihn"
erklärte er weiter. Eins ist klar. Wenn Boddenberg, wie der Karnevalist
sagt, vom "Himmelspötzche" aus zugeschaut haben sollte, wird ihm die Kleinste
Sitzung so viel Spaß gemacht haben, wie schon zu Lebzeiten.
Denn das Programm mit den "Hüpfratten", den Percussion-Künstlern der Musikschulgruppe
"Notausstieg", dem Chor Freitag mit seiner Castingshow-Einlage "Freitag
sucht die Super-Stimm", den "Eisheiligen" und Kabarettisten wie Müller-Schlesinger,
Michael Meierjohann (mit Sohn Nikolai), Mark Welte, Bertold Kastner und
Jörg Fabrizius begeisterte.
Tobias Krell
* Der zweite Termin von Leverkusens kleinste Sitzung heute abend ist bereits
ausverkauft.
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Leverkusener-Anzeiger, 10.Februar 2004 Unterstützung in Grenzen
Eine Solidaritätsparty für das "Kulturausbesserungswerk" stieg in Opladen.
Leverkusen -Zu der "Soli-Party" für das "Kulturausbesserungswerk" (KAW)
an der Quettinger Werkstättenstraße hatten Johannes Müller vom KAW und
der Leiter des ehemaligen "Café Keller" in Opladen, Holger Walz, eingeladen.
Unter dem Strich waren es aber (nur) rund 60 Besucher, die in die erst
im Herbst neu eröffneten Räume unter die Aloysius-Kapelle gekommen waren,
um Müller (alias "DJ L.A.") beim Plattenauflegen zu sehen und vor allem
zu hören. Die Stilrichtungen Punkrock und Alternative waren angesagt,
bereits vor Mitternacht hatten allerdings die meisten Gäste wieder den
Heimweg angetreten. "Es ging darum, Geld einzunehmen, Solidarität mit
dem KAW zu demonstrieren, in erster Linie aber, gemeinsam Spaß zu haben",
kommentierte Walz. Mit den Einnahmen des Abends in Höhe von rund 250 Euro
sollen die letzten notwendigen Umbauten im KAW, zum Beispiel im Café,
in Angriff genommen werden. So soll in Zukunft auch ohne kostspielige
und aufwändige Sondergenehmigungen durch das Bauamt ein abwechslungsreiches
Kulturprogramm in dem gegen einigen Widerstand von Anwohnern entstehenden
"Autonomen Zentrum für Kultur und Politik" an der Kolberger Straße auf
die Beine gestellt werden. Über neue Besucher freut sich auch das Jugendpastorale
Zentrum mit Jugendkirche und ehemaligem Café Keller, das in Kürze auch
einen neuen Namen erhalten soll. Zuvor wird es dort am Freitag, 13. Februar,
den Auftritt der Punkrock-Bands "Bionic Elbows" und den Leverkusenern
"Wa!stix" geben. (san)
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Leverkusener-Anzeiger, 20.Januar 2004
Vergnügt bei Frauenpunk und Brüllgesang
Hardcore aus dem Ruhrgebiet und eine Punksängerin begeisterten die Fands
im Kulturausbesserungswerk.
"Autonomes Zentrum für Kultur und Politik" - so beschreibt das Kulturausbesserungswerk
selbst seine Ziele. Und so erwartet man von solch einem Veranstalter auch
keine Bands, Folgerichtig ging es auch beim Auftritt der aus dem Ruhrpott
kommenden Hardcore-Band "Burial" gleich ordentlich zur Sache. Der Name
der Band heißt übersetzt "Begräbnis", was mitnichten ein Zufall schien.
Vor allem das schwer verständliche Gbrül des Sängers würde wohl schnell
Leute, die sich normalerweise mit "Deutschland sucht den Superstar" ihre
Zeit vertreiben, zu einem verstörten Gesichtsausdruck bewegt haben. Den
anwesenden Fans dagegen gefiel der Auftritt. Fast pausenlos holzte das
Quartett einen Song nach dem anderen dem Publikum entgegen. Wem das auf
Dauer doch zu langweilig wure, der vertrieb sich die Zeit bei einer spannenden
Partie Kicker. In der Umbauphase vor dem zweiten Gig des Abends war noch
reichlich Gelegenheit, sich umzuschauen oder zu unterhalten. Unkommerziellen
Charakter hatten erfreulicherweise auch die Bierpreise - mit 1,50 Euro
pro Flasche deutlich unter normalen Konzertniveau. Außerdem gab es noch
Fruchbowle für lau - eine junge Besucherin feierte so ihren Geburtstag.
Beim Auftritt der zweiten Band "Peace of Mind" wurde es noch einmal voll.
Das Quartett hatte es neben einer Frau am Bass auch weiblichen Leadgesang,
was zwar keine Neuheit in der Punkszene ist, jedoch immer noch selten.
Die Band begeisterte denn auch das Publikum. Sängerin Aga beeindruckte
mit einer Art Schreigesang und ihrer ungewöhnlichen Stimme, Bassistin
Judith spielte unauffällig und lässig und die beiden männlichen Vertreter
der Band verspielten sich zwar das eine oder andere mal - die Bowle mag
das nicht ganz unschuldig gewesen sein -, aber das störte niemanden so
wirklich. Stattdessen wurde der beliebte Pogo "getanzt", und die Band
spielte noch diverse Zugaben. Im Anschluss ging das Konzert lückenlos
in eine Geburtstagsparty über. Auch in Zukunft will das Kulturausbesserungswerk
- neben anderen kulturellen Veranstaltungen - lokalen wie regionalen Bands
ein Forum bieten. Einige Gruppe haben sogar überregional schon einen Namen
- etwa "ZSK" oder "Bitume".
Simon Wasse
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Leverkusener-Anzeiger, 29.Januar 2004
Oberbürgermeister mahnt Arbeitsplätze
für Opladen an
Ein weißer Fleck ist auf den Plänen für die Bahnstadt Opladen zu sehen.
Und dieser Fleck, der die nicht verplante Fläche des Ausbesserungswerks
ausweist, sollte nach Ansicht von Oberbürgermeister Paul Hebbel schnell
verschwinden. Zum Beispiel durch die Ansiedlung einer Sparte, die zu Strukturen
der Bahn passt. „Wir wollen hier keine Lagerhallen für das Werk in Krefeld
haben, sondern Arbeitsplätze für Opladen“, meinte Paul Hebbel mit Blick
auf die Vertreter der Bahn. Die Gründung einer GmbH, die in den Hallen
einziehen könnte, sähe Kuno Dreschmann, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende
aller deutschen Ausbesserungswerke, am liebsten. Davon verspricht er sich
auch wieder mehr Kaufkraft für Opladen. Das Kulturausbesserungswerk will
Wolfgang Müller-Schlesinger, Vorsitzender des zuständigen Förder- und
Trägervereins Freier Jugendzentren, fest verwurzeln. Der Haken: Die Bahn
will sich nicht so recht bewegen, wenn es darum geht, den Mietvertrag
zu verlängern. Geschähe dies, hätten die Fürstreiter des autonomen Zentrums
für Kultur und Politik Aussicht auf eine Landesförderung zum Umbau der
Halle. Zahlreiche Gruppen vom Flüchtlingsrat bis zum Institut für Heimatkunde
und Regionalgeschichte könnten dort ihre Arbeit auch künftig fortsetzen.
„In Zeiten, wo in Leverkusen überall die Lichter ausgehen, sollte man
solch eine Initiative unterstützen“, so Müller- Schlesinger.
Jan Sting
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