ÜBER UNS - Presseübersicht 2002 |
Leverkusener-Anzeiger, 27.Janauar
Am Ende steht Hilflosigkeit
"Solingen" - eine Inszenierung der freien Theatergruppe an der Hezogstraße.
Wie Schlagwörter in den Medien und im Bewußtsein der
Menschen wechseln: 1995 hatte John von Düffel als Reaktion auf den Solinger
Brandanschlag auf eine türkische Familie im Mai 1993 sein Stück "Solingen"
geschrieben. Es handelt von einem Deutschlehrer und einer Referendarin,
die - miteinander liiert - über Probleme mit Schülern diskutieren, bei
denen sie sprachliche Defizite, aber eben auch rechtsradikale Tendenzen
feststellen. Der konkrete Bezug zum Solinger Anschlag stellte sich erst
am Ende her, als er in den Nachrichten davon erfuhr. Es ist die Zuspitzung
der Problematik, der Albtraum von Pädagogen Mitte der neunziger Jahre.
Seit Dezember 2001 würde man sich wohl nicht mehr wundern, hieße das Stück
"Pisa" und der Lehrer erführe am Ende die Resultate der entsprechenden
Studie.
In der Inszenierung des freien Theaters im "Internationalen Kulturausbesserungswerk",
so der vorläufige Name der Einrichtung an der Kolberger Straße, liegt
die Betonung freilich nach wie vor auf der Fremdenfeindlichkeit. Claudia
Konkel und Sebastian Martin gelingt es unter der Regie von Petra Clemens
und Alexandra Ginter glänzend, eine bedrückende Spannung entstehen zu
lassen und dabei dennoch unterhaltsam zu sein. Konkel gibt die junge Referendarin,
die ihr Examen über Schillers "Ästhetische Erziehung des Menschen" ablegen
möchte, herrlich verliebt und idealistisch, während Martin einen nüchternen
Lehrer zeichnet, gebildet und schlaue Zeitungen lesend. Lakonisch kontert
er ihren träumerischen Redeschwall: "Ich habe wirklich Hunger!" Pausen
werden bewusst ausgespielt, ruhige und impulsive Szenen wechseln ab. Am
Ende müssen beide ihre pädagogische Hilflosigkeit einsehen: Damals wie
heute dieselbe Problematik, nur ihre Kristallisation in den Medien ist
eine andere - frei nach Hamlet: Es ist was faul im Staate Deutschland.
Langer Applaus belohnte Darsteller und Regie bei der Premiere am Samstag.
Ein witziges, zynisches und zugleich nachdenklich machendes Stück, das
zu besuchen, unter welchem Aspekt man es auch sehen mag, in jedem Fall
lohnt.
Weitere Aufführungen: Samstag, 2. Februar und Mittwoch, 6. Februar im
Theater an der Herzogstraße, sowie Samstag, 16. Februar und Sonntag, 17.
Februar in der Kolberger Straße 95a, jeweils um 20 Uhr. Karten unter:
0214 / 310 14 44.
Stefan Andres
Leverkusener-Anzeiger. 28.Janaur 2002
Zeitzeuge des Grauens und NRW-Lücken
Gedenken und Veranstaltung für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft
auch nach dem 27. Januar, doch das Land nahm von der Leverkusener Ausstellung
und Michel Friedman bislang keine Notiz.
Gespräche mit dem Zeitzeugen Peter Max Blank, der aus dem Exil ins KZ
verschleppt wurde, bietet des Internationale Kulturausbesserungswerk an
der Kolberger Straße 95 a am Freitag, 1. Februar, ab 18 Uhr an. Diese
Veranstaltung findet auf Initiative des Flüchtlingsrats statt, dem Haus
der Jugend an der Kolberger Straße, dem Antifaschistischen Forum und dem
Förder- und Trägerverein Freie Jugend- und Kulturzentren. Das Internationale
Kulturausbesserungswerk ist beheimatet in alten Werkshallen am Ausbesserungswerk
in Opladen, die mal ein respektables Kulturzentrum werden sollen. Die
Veranstaltung reiht sich ein in das Gedenken an die Befreiung der Opfer
aus dem Konzentrationslager Auschwitz.
Dazu wird seit vergangenen Freitag im Foyer des Rathauses eine Ausstellung
präsentiert, die Michel Friedman eröffnete, Vizepräsident des Zentralrates
der Juden in Deutschland, worüber diese Zeitung ausführlich berichtete.
Auch das NRW-Ministerium für Arbeit und Soziales, Qualifikation und Technologie
mit seinem SPD-Sozialminister Harald Schartau hatte zu den landesweiten
Aktionen während und nach diesem Gedenktag schriftlich Stellung genommen.
Alles wurde darin erwähnt - nur Leverkusen nicht.
(mas)
Rheinische Post, 1.Mai 2002
Schleudern für die Kultur
Kabarett und Kultur in den Mai im Opladener Kulturausbesserungswerk
OPLADEN. Eine Waschmaschine kann - beim richtigen Gebrauch
- nicht nur Wäsche waschen: Sie kann Menschen glücklich machen. Das bewies
der Förderverein des Opladener Kulturausbesserungswerk beim "Tanz in den
Mai" am Mittwochabend ebendort. Gewinner im Schleudergang Die Gäste der
Party waren gehalten, eine Einzugsermächtigung auszufüllen. Die Gewinner
ermittelte dann der Schleudergang. Als Preis unter anderem: Ein Jahr freier
Eintritt zu allen Veranstaltungen in der Halle des ehemaligen Ausbesserungswerk
für zwei Personen. Wolfgang Müller-Schlesinger und Johannes Boddenberg
moderierten den bunt gestalteten Abend, auf der Bühne gaben sich bekannte
Leverkusener Künstler sprichwörtliche Klinke in die Hand: Unter Anderem
dabei: Wilfried Schmickler, bekannter Brüller aus dem WDR-Mitternachtsspitzen,
die Kabarettistin Rosa K. Wirtz, ihres Zeichens Trägerin des Deutschen
Kleinkunstpreises und die Kabarettisten Bertold Kaster und Michi Kleiber.
Der hatte schon bei der Mai-Feier im vergangenen Jahr (auch musikalisch)
für Stimmung gesorgt. Ebenfalls erwähnenswert: Das 1.Leverkusener Kultur-Ausbesserungswerk-Orchester
hatte sich für die Party wieder einmal zusammengefunden. Die vielköpfige
Truppe aus musikalischen Laien und Profis, die nach eigener Aussage den
Stil der Klassik-Jazz-Folklore prägt, begeistere mit sanft tönenden Bläsersätzen
und ausgefeilter Perkussion. Auch einen Choral hatte das Spontan-Orchester
im Programm, der allerdings in der Version des Ausbesserungs-Orchesters
seltsam-schöne musikalische Formen annahm. Ein ungewohnter Hörgenuss.
Auch eine echte Welt-Uraufführung gab´s im Kulturprogramm der ausverkauften
Party: Das "Frustrierte Theater" in Person der Gründerin Petra Clemens,
einer Leverkusener Videokünstlerin und Regisseurin, lieferte einen gefeierten
dramaturgischen Beitrag. Ab 23Uhr schafften Helfer die Bestuhlung aus
dem Saal und eröffneten damit die Tanzfläche. Vie Discjockeys lieferten
die Musik für eine ausgelassene Party.
Julian Zurek
Leverkusener Anzeiger, 3.Mai 2002
Kabarettistisches Kulturwerk in der Werkshalle
Gut 300 kamen zur Mai-Nacht ins "Kultur-Ausbesserungswerk" in Opladen
Sie wollen ein Kulturzentrum der anderen Art werden. Die Männer und Frauen im "Kulturausbesserungswerk" in Opladen machten den Anfang beim Übergang in den ersten Mai.
Wer in Opladen hinter dem Bahnhof die Werkstättenstraße entlang fährt, sich dann scharf links hält, kreuz und quer über Industriegelände fährt und dann plötzlich in die Gesichter der "Steppenwölfe" guckt, der ist am Ziel angekommen. Wo rechts der Motorradclub der "Steppenwölfe" sein Domizil hat, liegt links der Eingang zum Kulturausbesserungswerk. Das ist eine ausbesserungsbedürftige Halle, deren Charme unbestritten ist. Dort kamen am Dienstag, 30.April, gut 300 Menschen zusammen (nicht mitgezählt all jene, die abgewiesen werden mussten wegen Überfüllung) um bis kurz vor Mitternacht Kabarett, Gesang und Klamauk zu erleben und hinterher hineinzutanzen in den Mai. Veranstaltet wurde der Abend vom Förder-und Trägerverein freie Jugend-und Kulturzentren Leverkusen. Eröffnet wurde der Abend von Wolfgang Müller-Schlesinger und Johannes Boddenberg, ihres Zeichens Kabarettisten. Beendet wurde der Abend mit Parolen und Gesängen der Vereine, die in der Halle heimisch sind, dort arbeiten und Kultur pflegen wollen.
Wer unvorbereitet in die Schlussszene geplatzt wäre, der hätte sich auch mitten in den 68er-Zeiten wähnen können, als dem Establishment noch aus Überzeugung der Kampf angesagt wurde. Dem Publikum war´s recht, denn größtenteils war es einst auch in dieser Szene verhaftet. Abgesehen davon traf die Veranstaltung offensichtlich den Nerv der Leverkusener, denn wer zum Auftakt einige hundert zahlende Gäste begrüßt, der kann von ‚Erfolg sprechen. Weniger erfolgreich dagegen war die Geldfrage, die Müller-Schlesinger eindeutig zu oft ans Publikum stellte. Mit fünf Euro pro Monat konnten die Gäste zahlende Förderer werden - vier waren dazu bereit, die Schwester Müller-Schlesingers mit eingerechnet. Doch mit 20Euro pro Monat kommen selbst beinharte Alternative nicht aus, um aus einer renovierungsbedürftigen Halle eine schmuckes Kultur-Mekka zu machen. In diesem Punkt wäre Erfolg die falsche Bezeichnung für die Aktion.
Mit den vielen und sehr unterschiedlichen Darbietungen trafen die Veranstalter den Geschmack aller, auch jener, deren Ansprüche nicht ins Unermessliche wachsen.
*Künstler, die auf der Bühne toppten und floppten* Die
Zahl derer, die auftraten, war enorm groß, das Programm enorm lang, und
alle schafften es gerade noch vor Mitternacht, das Ende einzuleiten und
den Mai-Tanz einzuläuten.
Die Profis waren natürlich gut, so ein Wilfried Schmickler, der bekannte
Pointen noch würzte mit lokalen Bösartigkeiten, indem er die Mülldeponie
Dhünnaue wieder vom Landesgartenschau-Podest runterholte. Unbetritten
auch ein Klaus D. Huber, dessen beißende Ironie eine Labsal ist. Von Rosa
K. Wirtz hat die verwöhnte Kabarett-Gemeinde schon Zündenderes gesehen.
Wunderbar Charla Drops, gebürtige Quettingerin, die in Köln kabarettistische
Erfolge feiert - zu Recht. Originell in der Idee der Leverkusener Mark
Welte, der mit einem einzigen Akkord und einer Nummer die Nummer auf der
Bühne bestritt. Johannes Bodenberg, mit Wolfgang Müller-Schlesinger Moderator
des Abends, lieferte mit der geplanten Moschee in der Hand seinen Beitrag.
Weniger amüsant der Beitrag des "Frustrierten Theaters", der Alleinunterhalter
namens Wimmer und das "Erste Leverkusener Kultur-Ausbesserungswerk-Orchester.
Marie-Anne Schlolaut
Lokale Informationen, 19.Juni 2002
Räumlichkeiten des künftigen "Internationalen Kultur-und Ausbesserungswerkes"
wurden besichtigt
Quettingen (leo) - Rund 30 Interessierte, SPD-Politiker,
Bürger und Vertreter des zuständigen Trägervereins "Freie Jugend-und Kulturzentren"
nutzten die Gelegenheit, sich Einblicke in das im Aufbau befindliche "Internationale
Kulturausbesserungswerk" zu verschaffen. Zur Besichtigung der hierfür
in Frage kommenden Räumlichkeiten (ehemalige Lottner-Halle an der Kolbergerstraße)
hatten der SPD-Unterbezirksvorsitzende Michael Schmidt und Uwe Stracke
als Vorsitzender des Trägervereins eingeladen.
In Anknüpfung an den "Tag der offenen Baustelle" im Vorjahr standen jetzt
neben der Besichtigung der Räumlichkeiten auch ein informativer Austausch
über die vom Trägerverein entwickelten Vorstellungen für ein "sozio-kulturelles
Zentrum" im Vordergrund. Stracke erläuterte dabei vorab Zusammenhänge
und Entstehungsgeschichte des Vereins und des Gebäudes. Damals bildeten
der Zusammenschluss unterschiedlicher Gruppierungen, Initiativen und Arbeitskreise
zu einem gemeinsamen Trägerverein die Grundlage für die Beschaffung der
Räumlichkeiten. Im Mai 2000 habe im Zuge der Opladener Perspektivenwerkstatt
unter Einbeziehung Leverkusener Künstler und Aktiver des Trägervereins
die Idee eines "sozio-kulturellen Zentrums" erneut an Bedeutung gewonnen.
Uwe Stracke hierzu: "Wir wollten nicht lange auf Verhandlungen mit einem
Großinvestor im Zusammenhang des Großprojektes Bahnstadt Opladen warten,
sondern schnelle und unbürokratische Lösungen suchen." Nach Verhandlungen
mit der Stadt Leverkusen und der Deutschen Bahn AG verfolgt der Verein
das Ziel einen Veranstaltungsort für Kleinkünstler unter Einbeziehung
der unterschiedlichsten Gruppen zu schaffen.
Wie geschaffen für diese Projekte schein daher die Anmietung der leerstehenden,
freilich stark sanierungsbedürftigen ehemaligen Halle des Möbellieferanten
Lottner zu sein. Vom aktuellen Gebäudezustand und den Visionen des Trägervereins
machten sich alle Teilnehmer, unter ihnen auch Sozialdezernent Frank Stein,
ein umfassendes Bild. Der Leverkusener Kabarettist Johannes Boddenberg,
der sich ebenfalls seit langer Zeit für die Verwirklichung des "Kulturausbesserungswerkes"
engagiert, verwies mit Stolz auf das bisher Geleistete.
Aus der noch in sehr schlechten Zustand befindlichen 250Quadratmeter großen
Halle und den angrenzenden, in zwei Geschossen befindlichen Büroräumen
entsteht nun ein multifunktionales Haus, in dem neben der großen Veranstaltungshalle
auch kleine Ateliers und Räume für die Arbeitskreise des Trägervereins
etabliert werden. Mittlerweile würden sich unterschiedlichste Gruppen
um die Renovierung des Hauses bemühen, hieß es.
Der Besichtigung schloss sich ein Resümee mit Gesprächen über Perspektiven und weitere Ziele des Trägervereins an. Ratsherr Michael Schmidt, seines auch sozial-und jugendpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, unterstrich hierbei die wichtige Bedeutung des Hauses für die Stadt, verbunden mit einem Lob für den persönlichen Einsatz der ehrenamtlich Aktiven. Stracke und Boddenberg ihrerseits den offenen Charakter des "Internationalen Kultur-Ausbesserungswerkes das sich neben einer entsprechenden Wirtschaftlichkeit - geplant sei beispielsweise auch ein Kneipenbetrieb - in erster Linie als Begegnungsstätte für alle Bürger/innen verstehen soll. Auch Dezernent Stein äußerte sich positiv über das Vorhaben. Alle Teilnehmer konnten abschließende den Eindruck haben, dass sich hier im Bereich etwas bewege, nicht nur bezogen auf die Kulturszene."
"A Clockwork Orange", die jüngste Produktion des Jungen Theaters, feierte Premiere im Kulturausbesserungswerk.
Alex und seine "Droogs" sind unangenehme Zeitgenossen: Sie ziehen marodierend durch die Straßen, verprügeln, vergewaltigen, töten. Einfach aus Spaß. Ganz in schwarz, mit Stöcken bewaffnet und sich in einer aggressiven Jugendsprache namens "Nadsat", mit Entlehnungen aus dem Russischen, unterhaltend, wird dem Betrachter eindringlich die Niedertracht der Gang vor Augen geführt. Selbst ein Mädchen aus dem Publikum wird mit brutaler Härte auf der Bühne vorgeführt. Spätestens hier wurde es manchem unangenehm, Zeuge dieser Vorstellung zu sein.
Beklommenheit machte sich im Publikum breit - und das
war genau das was das Ensemble erreichen wollte - gerade die richtige
Befindlichkeit, um sich auf das Stück nach Anthony Burgess´ Roman "A Clockwork
Orange" einzulassen.
Die Bühne präsentierte sich, kontrastierend zum schwarzen Outfit von Alex
und dessen Freunden, ganz in weiß, eine eigene Klangwelt unterstützte
die dumpfe, bedrückende Stimmung und die Halle des Kulturausbesserungswerks
an der Kolberger Straße trug ihren Teil dazu bei, die perfekte Atmosphäre
für diese Gewaltphantasie zu bereiten. Auf eine Wand wurden Bilder projiziert,
zum Teil Liveaufnahmen, zum Teil historische Aufnahmen - das postdramatische
Theater hat Leverkusen erreicht. Neben der brillanten Regie durch Petra
Clemens dankt die Inszenierung ihre Klasse dem hervorragenden Hauptdarsteller:
Sebastian Martin gelingt es glänzend, Alex´ Entwicklung vom charismatischen
Bandenführer mit der Vorliebe zu Beethoven zu einem des eigenen Willens
beraubten jungen Mannes nachdrücklich darzustellen.
Ein Stück nicht unbedingt für zart besaitete Seelen,
aber zu Schaden kommt niemand, auch wenn es zu Beginn so scheinen mochte.
Dem Zuschauer wurde einiges abverlangt, nicht nur was die Vorstellung
anging: die knapp 2 ½ Stunden wurde ohne Pause präsentiert. Die mit Abstand
intensivste Inszenierung des Jungen Theaters, die dank den überzeugenden
Schauspielern, dem überragenden Sebastian Martin sowie der glänzenden
Regie unter die Haut geht.
Stefan Andres
Rheinische Post, 25.Juni 2002
Spannung ohne Längen
Junges Theater Leverkusen mit "Clockwork Orange"
QUETTINGEN (mkl). Jeden Abend ist es das gleiche. Sie ziehen los und hinterlassen eine Spur menschlicher Opfer. Lex und seine "Dreegs" wie die Gang in ihrer eigenen "Nadeat" - Jugendsprache heißen, zerstören, vergewaltigen - nur so zum Spaß. Die gewaltträchtigen Szenen, die im Film "A Clockwork Orange" in aller Breite vor Augen geführt werden, hat Regisseurin Petra Clemens in der Bühnenvorlage von Anthony Burgess hinter eine Leinwand verlegt. Als Schattenspiel ist die unvorstellbare Brutalität angedeutet, Emotionen erzeugt eine entsprechende Geräuschuntermalung. Reale Bilder braucht es nicht, um das Publikum aufzuschrecken.
Den Zuschauerraum aufgemischt
Das Ensemble des Jungen Theater Leverkusen hat ein viel
wirksameres Mittel gefunden. Mit lauten Stiefelklappern springen die schwarz
gekleideten Gestalten von der Bühne und mischen den Zuschauerraum auf.
Der Scheinwerferkegel tanzt suchend durch die Reihen, Unbeteiligte werden
angesprochen. Hier kann sich niemand mehr in Sicherheit wiegen, das lähmende
Gefühl, ganz leicht in diese unkontrollierbare Gewalt hineingeraten zu
können, packt alle.
Zweieinhalb Stunden Spannung, ohne Längen oder ablenkende Umbaupausen,
erzeugte das Junge Theater am Wochenende im Kulturausbesserungswerk. Eine
große Leistung die natürlich auch starken und durchweg überzeugenden Darstellern
zu verdanken war. Vor allem Sebastian Martin als Alex, Theaterleiter Bernd
Vossen als blinder Dichter (und Bewährungshelfer) und Janine Seitz als
Ärztin waren überzeugend.
Alles genau durchdacht
Aber gute Einzelkämpfer machen noch keine perfekte Aufführung.
Die kann nur gelingen, wenn bis zum kleinsten Auftritt alles stimmt, wenn
jede Figur genau durchdacht und angelegt ist. Und darauf hat die junge
Regisseurin akribisch geachtet. Sie hat dem laut agierenden Schlägertrupp
versteinerte, gefühlskalte Eltern entgegengesetzt, Ärzte als wissenschaftsgläubig
und realitätsfremd hingestellt.
Und sie hat dafür gesorgt, dass über die ganze Aufführung hinweg keine
Sekunde Pause entsteht. Während kleiner Umbauten im ausgetüftelten Bühnenbild
wurde die Handlung an andere Stelle im Saal verlegt, der mit dieser Inszenierung
ebenfalls Premiere feierte und dessen Werkstattcharme stimmig mitspielte.
Wechsel der Stilmittel wie Einsatz von Schattentheater, Dia-und Videoprojektion
erzielten ebenso ihre Wirkung wie Marcel Lamour und Maurizio Congui, die
hinter einem Absperrgitter auf ausgedienten Metallteile live die Geräusche
einspielten. Perfekt einstudiert waren die Kampfszenen. Die hatte Ex-Mitglied
Dominik Breuer choreografiert und einstudiert. Insgesamt eine beeindruckende
Aufführung, die man so schnell nicht wieder vergisst.
Leverkusener-Anzeiger, 11.Juli 2002
Verkanntes Symbol des Widerstands
Im Rahmen der Günther Weisenborn-Tage las der Schauspieler Rolf Becker
aus dem Werk des Friedenskämpfers.
Vergilbt, abgenutzt und eingerissen: dem Buch aus dem
Jahr 1953 von Günther Weisenborn ist das Alter deutlich anzusehen - seiner
Botschaft keineswegs. "An Aktualität hat es nicht verloren", betonte der
Theater- und Filmschauspieler Rolf Becker, der am Mittwochabend im Opladener
Kulturausbesserungswerk aus der Schrift "Der lautlose Aufstand - Bericht
über die Widerstandsbewegung des deutschen Volkes" las. Am 10. Juli wäre
Weisenborn 100 Jahre alt geworden. Im Naziregime leistete der Schriftsteller,
der seine Kindheit in Opladen verbrachte, als Friedenskämpfer Widerstand,
kam dafür 1936 ins Zuchthaus und konnte nach Kriegsende befreit werden.
Jahrelang arbeitete er anschließend als Historiker, sammelte Zeitdokumente
und Berichte, um diese in einer Dokumentation des deutschen Widerstandes
zu veröffentlichen. Die Stadt Leverkusen benannte eine Straße in Opladen
nach ihm. Zur die Feier des 100. Geburtstags von Günther Weisenborn wollten
die Stadtverwaltung hingegen kein Geld beisteuern.
Mit ihren bescheidenen Mitteln richtete die Kulturvereinigung Leverkusen
schließlich die Veranstaltungsreihe aus. Das Verhalten der Stadt empfindet
Vorstandsmitglied Manfred Demmer als empörend und beschämend. In Weisenborns
Geburtstort Velbert habe zeitgleich eine feierliche Ausstellungseröffnung
stattgefunden, bei der die Stadtobersten selbstverständlich mitwirkten.
Leverkusen ist indes kein Einzelfall. Auch in Hamburg, wo der Dramaturg
viele Jahre am Theater arbeitete, seien keine Würdigungen geplant, berichtete
der Hamburger Rolf Becker. Er selbst sei bereits in seiner Kindheit auf
den Antifaschisten aufmerksam geworden. "Das Buch fand damals ein sensationelles
Echo, es wurde verschimpft und löste Debatten aus", berichtete der 67-Jährige.
Dem Werk Weisenborns, der 1969 in Berlin verstarb, wies Becker letztlich
eine herausragende Bedeutung zu: Es zeige, dass es einen Widerstand gegen
das Hitler-Regime gegeben hat, und relativiere insofern zumindest die
Kollektivschuld der Deutschen.
Jörg Oberwittler
Leverkusener-Anzeiger, 17.Juli 2002
Erst kommen die Sprayer, dann kommt HipHop
HipHop-Highlight: Jede Menge Bands, eine Lesung, Grafitti und mehr gibt
es bei der "Brennpunkt Jam" am Freitag in Leverkusen.
Was auch immer das HipHop-Herz begehrt, das Jugendzentrum
an der Kolberger Straße 95 hat's. Namhafte DJ's aus der Szene, angesagte
Grafitti-Künstler, starke Bands und Autor Hannes Loh werden mit von der
Partie sein, wenn dort morgen, Freitag, 19. Juli, die große "Brennpunkt-Jam"
steigt. Los geht's um etwa 15 Uhr, wenn die Sprayer ihre Arbeit auf mobilen
Wänden beginnen. Angesagt haben sich dazu trendige Künstler aus Leverkusen,
Köln, Solingen und Wermelskirchen - darunter "Taste", "Casio" und "Yine".
Die beiden "Zulu-Nation-DJ's" "Bach Q" und "Nothah" sollen musikalische
Unterstützung liefern. "Fear of Kanak- Attack - HipHop zwischen Weltkultur
und Nazirap" lautet dann der Titel der anschließenden Lesung im nahe gelegenen
Kulturausbesserungswerk von und mit dem Autor Hannes Loh. Anschließend
ist eine Diskussion zum Thema "Rechtsradikalismus und HipHop" geplant.
Das Konzert mit insgesamt vier Bands steigt dann ab 19 Uhr - mit "3Satz"
aus Wermelskirchen, "Lyroholika" aus Köln, der "Microfon Mafia" und der
Düsseldorfer Formation "Underground Source". Die Afterparty startet anschließend,
nach dem Konzert. Der Eintritt für das Konzert und die Party beträgt insgesamt
fünf Euro, das Grafitti- Areal ist den ganzen Tag über frei zugänglich.
Karten und weitere Infos gibt es beim Jugendzentrum an der Kolberger Straße
in Quettingen unter 0 21 71 / 74 21 25.
(kr)
Leverkusener-Anzeiger, 6.September 2002
Von Angst- und anderen Hasen
Der Verrückte und der Verklemmte. Oder: Der verrückt verklemmte und der verklemmt Verrückte. Oder: Müller-Huber, das Kabarett.
Wer als Mann das Frauenkabarett Mamma Grappa be-und damit
überstanden hat, der kann getrost zu Klaus D.Huber stoßen. Denn dabei
kommt Man(n) höchstens auf den Hund, vielmehr auf den Hasen. - Nix verstanden?
Dann noch einmal, zum Mitschreiben: Wolfgang Müller-Schlesinger, Kabarettist,
Kleindarsteller Vater und Ehemann, kennt Klaus D. Huber, Kabarettist,
Kleindarsteller, Vater und Ehemann seit Urzeiten. Mindestens 30 Jahre.
Freundschaft schweißt zusammen. Was privat klappt, könnte auch beruflich
hinhauen. Also probierten die beiden Leverkusener Kabarett-Urgesteine
ein paar Nümmerchen, bevor sie sich an ihr erstes abendfüllendes Programm
wagten. Nun ist es heraus. Mit Kaninchen-Zauber.
Heimlich, wenn auch nicht still und leise, fand die Generalprobe im Café
des KulturAusbesserungsWerkes in Opladen statt. Sie war als Dankeschön
für die Helfer gedacht, die auf dem frisch "gedielten" Boden Platz nahmen.
Ein Sponsor brachte das Parkett, verlegen musste es der Kulturverein selbst.
Das machten die beiden Theaterprofis während ihrer Vorstellung nicht verlegen,
sie rutschten auch nicht aus. Trotz der hinreißenden Tango-Einlage, die
sie mit Bleistift zwischen den Zähnen und frivolen Kniegeschiebe auf eben
jenes Parkett legten.
Das Tänzchen war die heitere Kehrseite eines gar nicht komischen Tanzes
auf dem Vulkan der Seelen. Die beiden Figuren, die Müller-Schlesinger
und Huber auf die Bühne bringen, leiden an sich und sie leiden an der
Welt. Aber das mit Spaß: "Auch wer stolpert, kommt einen Schritt weiter."
Seltsames Theater nennen die Kabarettisten ihr Kabarett, das als Collage
aus, Pantomime und Theater zusammengestrickt ist. Als Gaukler der Sprache,
Jongleure des Worts und Akrobaten des Witzes bieten sie Tiefsinn auf höchsten
Niveau des Schwachsinns. Die Wurzeln liegen in der Tradition des absurden
Theaters - auch wenn sie diese Kunst-Art auf die Schippe nehmen, wie sie
überhaupt die selbst ernannten Kunst-Experten enttarnen. Artig gehen sie
mit den Pseudo-Intellektuellen nicht um. Das ist ihre Art, mit der Kunst
abzurechnen.
Im Verlauf des Zwei-Stunden-Programms fügen sich die Ungereimtheiten der
ersten Szenen zu einem Klanggedicht poesievoller Obsessionen. Von Angst-
und anderen Hasen ist nicht nur die Rede, sie mümmeln auch: Wenn Huber
Kaninchen mimt, fährt das Zwerchfell der Zuschauer Achterahn.
Huber ist die füllig-melancholische Ulknudel der beiden, der ohrenwackelnde
Spinner, der naseweise Garnichtsversteher; Müller-Schlesinger dagegen
gibt den gehemmt Beherrschten, den zweifelnden Sucher, den ausgemergelten
Gutmenschen. Aus diesen Gegensatz der Charaktere lebt das Programm - und
von Virtuosität der Huberschen Gesichtsmuskeln.
Gespielte Improvisation und improvisiertes Spiel überschneiden sich, manche
Szene vertrüge indes eine Straffung. Eigentlich so das Fazit, braucht
der Mensch des 21.Jahrhunderts einen Psychiater. Wer "Müller-Huber" sieht,
spart das Geld für den Seelenarzt. Am 6.November öffnen sie ihren kabarettistischen
Wundersack wieder in Leverkusen. Ingeborg Schwenke-Runkel
Leverkusener-Anzeiger, 7.Oktober 2002
Rasselnde Kolanüsse, zischelnde Wassertrommeln
Einen Abend mit multikulturellen Flair erlebten die Besucher in Opladen.
Solomé aus Äthiopien, Tesfasion aus Eiritrea, Fatma aus
der Türkei, Marchid aus dem Iran und Barbara aus Deutschland: Zur Information
und Weltmusikparty anlässlich des bundesweiten "Tag des Flüchtlings" hatte
sich eine bunte Gruppe von Kindern und Erwachsenen vieler Nationen im
Kulturausbesserungswerk eingefunden.
Neben Informationen von Amnesty International, der Veranstaltungsgruppe
Kasalla und der Antifaschistischen Aktion Leverkusen stand die Musik im
Vordergrund der Veranstaltung. Afrikanische, indische und englische Musik
drang aus den Boxen neben dem Discjockeypult, bevor die vierköpfige Gruppe
"Palaver" aus Bonn fast eine Stunde lang afrikanische Live-Musik zum Klingen
brachte. Mit Basstrommeln, Rasseln aus Kolanüssen, Wasser-und Kpanlogo-Trommeln
ließ die Kombo die Besucher in die fernen Welten westafrikanischer Landschaften
eintauchen. Ein trauriges Liebeslied aus Ghana, der Fetenrhythmus "Djigbo"
oder schnelle und kraftvolle Instrumentmixturen aus dem Senegal und Guinea
- die Gruppenleiterin und Trommellehrerin Kathrin Bechtloff bot mit ihren
ehemaligen Schülerinnen uns Schülern ein rasantes, rhythmisches und exotisches
Klangerlebnis, das von Solomé, Tesfasion, Fatma, Marchid, Barbara und
allen anderen Besuchern mit Zugabe-Rufen und enthusiastischem Schlussapplaus
entsprechen honoriert wurde.
Pamela Geldmacher
Leverkusener-Anzeiger, 10.November 2002
Stelen als Mahnung, nicht zu vergessen
Die Erinnerung wach halten: Zum Gedenken an die Reichspogromnacht eröffnete
das Kulturausbesserungswerk seine Ausstellung mit Ruth Spätling.
Bereits am Donnerstag hatte das Antifaschistische Forum
einen Gesprächsabend mit Miram Ohringer vom Amsterdamer Widerstandmuseum
veranstaltet, bei der die Zeitzeugin über ihre Erlebnisse während der
Pogrome im November 1938 berichtete. Die Ausstellung mit Werken der Kölner
Künstlerin Ruth Spätling war die zweite Veranstaltung zum Gedenken an
die Reichsprogramnacht in der Nacht zum 9. November vor 64 Jahren.
Spätling hat die Schau mit dem Titel "Leerstelen und Gedenkstellen" überschrieben.
Vor zwei Jahren besuchte sie die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager
Buchenwald und setzte ihre Eindrücke malerisch um. "Ich habe lange überlegt,
wie ich damit künstlerisch umgehen soll", berichtete die junge Frau am
Freitagabend. Dann habe sie versucht, das Thema "formal anzugehen" und
teilweise ins Abstrakte gefunden. "An den Stellen, wo früher in Buchenwald
die Baracken standen, sind heute schwarze Felder", erinnert sie sich.
Die finden sich in mehreren ihrer Bilder in Acryl auf Leinwand wieder.
Indem sie ihre Kunst der Öffentlichkeit zugänglich mache, hoffe sie vor
allem auf Anregungen, erklärte die Künstlerin bei der Ausstellungseröffnung.
Und auf Antworten auf die Frage: "Wie kann man gedenken?" Immer wieder
habe sie dabei lebhafte Diskussionen mit Gästen ihrer Ausstellungen erlebt.
Sie selbst, erzählt die Kölnerin, habe sich immer wieder mit Möglichkeiten
des Gedenkens auseinander gesetzt - zumal sie, so Spätling, "zunehmend
das Gefühl hatte, dass Antisemitismus hoffähig wird".
"Zu einer Zeit in der es kaum noch Überlebende gibt, jeder dritte Student
sich nicht mehr mit dem Nationalsozialismus beschäftigen und einen "Schlussstrich"
ziehen will", schreibt sie in ihrem Programm mit Hinweis auf eine aktuelle
Studie aus Essen, "möchte ich einen Versuch machen, Seitenwege des Erinnerns
und Gedenkens neben den Hauptstrecken zu finden. Es ist der Versuch, den
BetrachterInnen Möglichkeiten zu eröffnen, sich dem Thema losgelöst von
Worten, Fakten, Zahlen und vorgegebenen Pfaden zu nähern. Ein Weg, die
Erinnerung wach zu halten."
Die Ausstellung von Ruth Spätling ist noch Montag und Mittwoch, 11. und
13. November, jeweils von 14 bis 17 Uhr, im Kulturausbesserungswerk an
der Kolberger Straße in Quettingen zu sehen.
Gerrit Krieger
Leverkusener-Anzeiger, 26.November 2002
Garstig´ Weihnachtslied
Jesus als Terrorist, der Nikolaus als Krimineller - kuriose Beiträge eines adventlichen Kabarettabends im Kulturausbesserungswerk.
Zu einem Abend der "leisem aber präziseren Töne" hatten
die Kabarettisten Johannes Boddenberg, Michael Meierjohann und Bertolt
Kastner. Boddenberg trug zu Beginn den klassischen Weihnachtstext aus
dem Lukas-Evangelium vor. Die Illusion vom besinnlichem Abend verflog,
als Michael Meierjohann mit sachlicher Nachrichtensprecherstimme erklärte,
Jesus sei ein Terrorist und soeben verhaftet worden. Die drei so unterschiedlichen
Kabarettisten haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch dunkle Seiten des
Weihnachtskapitels aufzuschlagen. Im Wechsel trugen sie ältere und neuere
Texte aus der Weihnachtszeit vor, mal mit dem traurigen Hintergrund des
zweiten Weltkriegs, mal mit dem eher lustigen Aspekt lästiger Verwandtschaftsbesuche.
Der Weihnachtsmann wird durch sein verdächtiges Verhalten - er steigt
durch Schornsteine in Häuser ein - kurzerhand zum Kriminellen abgestempelt.
Maria hat den Zimmermann Josef nach Ansicht der Kabarettisten nur geheiratet,
weil es noch kein Obi gab. Die komische Darstellung der nackten Realität
reizt dabei zum Lachen, auch wenn sarkastische Schlusspointen es im Halse
zu ersticken drohen. Im Wechsel zu den Vorträgen spielt das Gitarren-Duo
"Folk-Libre" harmonische Improvisationen.
Es war ein gelungener Abend, der trotz aller Komik zum Nachdenken veranlasste.
Die kleinen Patzer der Komödianten wurden dabei liebevoll übersehen, war
es doch erst der dritte gemeinsame Auftritt.
Tanja Behnke
Leverkusener-Anzeiger, 28.November 2002
Die Bahnstadt-Pläne bergen so manche Fallstricke
Bei der "Neuen Bahnstadt Opladen" könnte der Teufel im Detail stecken.
Das Konzept für das Bahngelände ist unumstritten. Es
wird als einmalige Entwicklungschance für Opladen gesehen. Doch am Dienstag
deutete sich in der Sitzung der Bezirksvertretung an, dass in den nächsten
zehn bis zwölf Jahren noch manches Problem zu lösen sein wird. Des erste
liegt schon auf dem Tisch: Die Macher des Kulturausbesserungswerks an
der Kolberger Straße fürchten um die Zukunft der Einrichtung und um ihre
Entwicklungschancen.
Denn auch dieser Bereich ist Gegenstand der Pläne für die neue Bahnstadt.
Der Nordosten des Bahngeländes soll Wohngebiet werden. Das könnte Probleme
für das Kulturausbesserungswerk bringe, was sich erkennen lässt, dass
die Bahn den Mietvertrag über fünf Jahre nicht verlängern will: Dahinter
steht die Befürchtung, die Entwicklung im Nordosten der neuen Bahnstadt
zu blockieren.
Für die Betreiber der Veranstaltungshale bringt diese Haltung der Bahn
schon jetzt Probleme. Sie erwarten für ihre Arbeit Zuschüsse des Landes.
Die fließen nur, wenn der Mietvertrag verlängert wird. Die Kulturpolitiker
hatten sich hinter verschlossenen Türen mit der Sache befasst und einsimmig
beschlossen, dass bei der weiteren Planung der neuen Bahnstadt Opaden
auch die Belange des Kulturausbesserungswerks berücksichtigt werden. Das
referierte am Dienstagabend Kulturdezernentin Helga Roesgen (CDU) in der
Bezirksvertretung. Dort wurde das positiv aufgenommen, wenngleich sich
abzeichnez, das die Caus Kulturausbesserungswerk so leicht nicht abzuhandeln
ist.: Wenn im Nordosten des Bahngeländes ein reines Wohngebiet vorgesehen
ist, dann wirkt sich das natürlich positiv auf die Grundstückspreise aus.
Und der Erlös aus Landverkäufen spielt in der Finanzierung der neuen Bahnstadt
Opladen eine entscheidende Rolle Schließlich dürfte die Umsetzung nach
heutigen Schätzungen um die 70 Millionen Euro kosten.
Thomas Käding
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